Neue Fälle vermeintlich ausgerotteter Krankheit

In Tirol sind Fälle der Rinderseuche IBR/IPV bekannt geworden. Die Krankheit wurde bereits Ende Jänner bei mehreren für den Export vorgesehenen Tieren festgestellt. Um eine Ausbreitung zu verhindern, finden in ganz Österreich kommende Woche keine Viehversteigerungen statt.

Die Tiere waren für den Export nach Algerien vorgesehen. Klar war laut Gesundheitsministerium, dass der Erreger bereits im Dezember 2014 in den betroffenen Bestand eingeschleppt wurde, ebenso waren Rinder, die zuvor nach Algerien exportiert wurden, infiziert.

Für Menschen ungefährlich

Der Erreger ist für den Menschen ungefährlich, betroffene Tiere müssen jedoch geschlachtet werden. In der Mehrzahl der Bundesländer befinden sich laut Gesundheitsministerium Rinderbestände, die nachweislich mit positiven oder zumindest ansteckungsverdächtigen Tieren in Kontakt waren, genaue Zahlen lagen noch nicht vor.

Die Behörden waren laut Tiroler Landesveterinärabteilung immer noch dabei, alle österreichischen Viehbestände, die möglicherweise mit infizierten Rindern in Kontakt gekommen sind, auf IBR/IPV zu testen. Bis zur endgültigen Abklärung finden in Österreich keine Zucht-, Nutzvieh- und Kälberversteigerungen sowie Kälbersammlungen statt.

Keine Auswirkungen auf Lebensmittel

Laut Tirols Landesveterinärdirektor Josef Kössler gibt es durch die Fälle keine Auswirkungen auf Lebensmittel wie Milch und Fleisch, hieß es auf dem offiziellen Portal des Bundeslandes. Die im Jänner aufgenommenen epidemiologischen Erhebungen ergaben, dass sich die Seuche inzwischen in österreichischen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in ausländischen Betrieben ausgebreitet hat. Genannt wurden Bayern, Schweiz und Italien.

Nur getestete Tiere dürfen auf Märkte

Bis Ende März sollen alle Tiere, welche für Viehmärkte und dergleichen vorgesehen sind, davor nachweislich auf IBR/IPV untersucht worden sein. Auch die für Dienstag in Imst und am Mittwoch in Rotholz angesetzten Versteigerungen sind abgesagt, teilte die Tiroler Landesveterinärdirektion am Freitagabend mit. Ebenfalls nicht stattfinden werden die Kälbersammlungen am Montag. „Wir ersuchen alle, die Tiere zu den Versteigerungen oder Kälbersammlungen anliefern wollten, dies nicht zu tun. Es werden keine Tiere angenommen“, erklärt Landesveterinärdirektor Josef Kössler.

Mit diesen vom Gesundheitsministerium angeordneten Maßnahmen wolle man den Status Österreichs als amtlich IBR/IPV-freies Land aufrechterhalten, erläuterte Veterinärdirektor Josef Kössler.

Außerdem sei man verpflichtet, eine mögliche Ausbreitung der Krankheit schon im Keim zu ersticken. IBR/IPV-freie Länder müssen beim Handel innerhalb der EU keine Einzeltieruntersuchungen vornehmen, können andererseits aber im Rahmen der so genannten „Zusatzgarantie“ sogar für Einfuhren aus EU-Staaten strenge Auflagen erlassen.

Übertragung von Tier zu Tier

Bei IBR/IPV handelt es sich um die infektiöse bovine Rhinotracheitis/infektiöse pustulöse Vulvovaginits, die durch einen Herpesvirus übertragen wird. Betroffene Rinder können Fieber haben, zeigen insbesondere Ausfluss aus Nase und Augen und neigen zu Aborten. Nach einer Infektion sind die Tiere zudem lebenslang Virusträger. Die Übertragung erfolgt bevorzugt direkt von Tier zu Tier, ist aber auch über indirekten Kontakt, zum Beispiel über ungenügend gereinigte Transportfahrzeuge oder Stallutensilien, möglich, berichtete das Gesundheitsministerium.

Krankheit verschwand Ende der 90-er Jahre vorläufig

1990 gab es noch 1.989 positive Rinder aus 681 Betrieben. Seit 1999 ist Österreich amtlich anerkannt frei von der IBR/IPV. Die einstigen Reihenuntersuchungen wurden seitdem auf Stichproben reduziert.