Höchste Politprominenz als Geiseln auf Schloss

Auf Schloss Itter im Tiroler Unterland waren am Ende des Zweiten Weltkriegs höchste Politiker aus Frankreich als Geiseln eingesperrt. Sie sollten ein mögliches Druckmittel gegen die Alliierten sein. Letztlich konnten sie von den Amerikanern befreit werden.

Schloss Itter am Eingang des Brixentales ist ein ein geschichtenumwobener Ort. 900 nach Christus wurde er als Bischofsbesitz erwähnt, später war er Herberge und Konzertsaal berühmter Musiker wie Liszt und Tschaikovski. Das Schloss war Ansitz, Nobelhotel, und heute ist es exklusiver Privatbesitz.

Gefangene auf Schloss Itter

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Promintente Geiseln

Außenstelle des KZ Dachau

1942 warfen die Nationalsozialisten ein Auge auf Schloss Itter. Es wurde enteignet und zu einer Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Hochrangige französische Politiker, Militärs und Prominente wurden auf dem Schloss interniert.

Altbürgermeister Johann Fuchs erlebte als Schulkind, wie das Schloss neben dem Schulhaus von den Nazis in ein Hochsicherheitsgefängnis umgebaut wurde. Das Schloss wurde drei Meter hoch umzäunt und in der Nacht beleuchtet als ob es Tag wäre, erzählt er.

Schloss Itter bei Nacht, historisches Foto

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Das hell erleuchtete Schloss

Erst nach der Befreiung durch die Amerikaner stellte sich heraus, wer die Gefangenen auf Schloss Itter waren. Es waren der französische Premierminister Edouard Daladier, Ex-Premier Paul Reynaud, General Gamelin, Oberbefehlshaber der französischen Armee vor Hitlers Einmarsch, General Weygand und eine Schwester von General De Gaulle. Die im Schloss internierten Prominenten wollte die SS im Fall der Fälle als Druckmittel gegen die Alliierten benützen oder sie nötigenfalls töten. Als das NS-Regime in den letzten Zügen lag und die Amerikaner vorrückten, wurde es brenzlig auf dem Schloss.

Letztes Gefecht vor der Befreiung

Die Gegend war noch in deutscher Hand, mehr als 100 SS-Leute mit schweren Waffen waren im nahen Wald versteckt. Sepp Gangl, Wehrmachtsoffizier, der zum Widerstand gewechselt war, führte einen amerikanischen Stoßtrupp zum Schloss. Er wollte verhindern, dass die letzten Deutschen noch zum Kriegsende Anfang Mai 1945 die Franzosen töten. Schloss Itter wurde von der SS schwer unter Beschuss genommen und in Mitleidenschaft gezogen.

Buch zum Thema

Das Buch „Die letzte Schlacht“ des amerikanischen Militärhistorikers Stephen Harding wird am Freitagabend in der Volksschule Itter präsentiert. Es erscheint im Paul Zsolnay Verlag.

Am Eingang kam es zu heftigen Gefechten. Kurz bevor die rettende US-Verstärkung eintraf, nahmen die französischen Häftlinge selbst Waffen in die Hand. Das wurde ihnen beinahe zum Verhängnis. Der Widerstandskämpfer Sepp Gangl wurde von einem Schuss tödlich getroffen. Er war das einzige Todesopfer der letzten Schlacht um Schloss Itter. Während alle befreiten SS-Geiseln unverletzt in ihre Heimat zurückkehrten, wurde sein Leichnam nach Wörgl gebracht. Sepp Gangls Grab liegt am Wörgler Friedhof.