Prävention an Schulen verringert Suizidgefahr

Eine europaweite Studie, an der auch 16 Tiroler Schulen teilgenommen haben, belegt, dass Präventionsprogramme in Schulen die Selbstmordrate bei Jugendlichen senken. Suizid ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei 15- bis 20-Jährigen.

Psychologen und Psychiater wissen, dass viele Jugendliche zu hochriskanten und selbstschädigenden Verhaltensweisen wie Alkohol- und Drogenkonsum, Selbstverletzung und Suizid, Aggression, Angst oder Depressivität neigen. Daten für die Studie „Saving and Empowering Young Lives in Europe“ wurden zwischen 2009 und 2011 gesammelt. Befragt wurden dafür in Tirol rund 1.000 Schülerinnen und Schüler.

Bei Prävention: Reduktion um die Hälfte

Mit drei Gruppen und einer Kontrollgruppe wurde die Wirksamkeit verschiedener Präventionsprogramme untersucht, erklärte Christian Haring, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie B am Landeskrankenhaus Hall.

„Dabei hat sich gezeigt, dass es in den Gruppen, in denen die Jugendlichen selbst mit dieser Problematik befasst wurden, eine signifikante Reduktion an Gefährdeten gab. Es waren um die Hälfte weniger als in den Kontrollgruppen“, erläuterte der Psychiater. Damit sei nachgewiesen, dass Prävention in Schulen wirke. Nun könne man darauf aufbauend Programme entwickeln.

Hoffen auf Präventionsprogramme in Tirol

In Tirol sei man dabei ein Team aufzubauen, um dann in die Schulen gehen zu können. „Wir hoffen, dass wir in Tirol bald loslegen können und vielleicht auch irgendwann in ganz Österreich“, blickte der Psychiater in die Zukunft. Um die Möglichkeit zu haben, Präventionsprogramme an allen Schulen in Österreich anbieten zu können, würde man jedoch rund neun Millionen Euro pro Jahr für die Finanzierung benötigen.

Appell, Hilfe anzunehmen

Grundsätzlich sei es jedoch wichtig, das Problem zu entstigmatisieren. „Wir müssen den jungen Leuten vermitteln, dass sie Hilfe annehmen sollen und nicht versuchen, das Problem selbst zu lösen“, sagte Haring. In Mitteleuropa sei es immer noch schwer, gefährdete Jugendliche dazu zu motivieren, Hilfe zu suchen. Die Angst vor dem Stigma sei immer noch sehr groß, meinte der Psychiater.

In Tirol sind laut Haring etwa 1.500 Jugendliche selbstmordgefährdet, in Österreich 18.000 Jugendliche. An der Studie beteiligten sich 168 Schulen und 11.110 Schüler im Alter von 14 bis 15 Jahren in zehn Nationen.

Gute Erfahrung mit Prävention im PORG Volders

Der Lehrer und Leiter des Mediatorenteams am PORG Volders, Thomas Perkmann, berichtet als Studiogast in „Tirol heute“ von seiner Erfahrung. Er sagt, dass Studienergebnisse zeigen, dass Suizidgefährdung kein unwiderrufliches Schicksal darstelle. Es gehe darum, früh Signale von Gefährdung wahrzunehmen und dann professionelle Hilfe anzubieten. An seiner Schule habe es auf diesem Gebiet gute Erfahrung mit „Peer Groups“ gegeben. Bei selbstschädigendem Verhalten würde es aber kein flächendeckendes Hilfsangebot für Jugendliche geben. „Da würde ich mir mehr Prävention wünschen“, sagte Perkmann.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Link: