Tiwag will mit Ötztalstudie überzeugen

Für den Tiroler Energieversorger Tiwag ist die teilweise Ableitung der Ötztaler Gewässer die beste Lösung für das Ötztal und ganz Tirol. Anhand einer umfassenden Studie will man die betroffenen Gemeinden davon überzeugen. Am Donnerstag wurde die Studie öffentlich präsentiert.

Am Mittwoch habe man ein Gespräch mit den Verantwortlichen in Sölden geführt, berichtete Tiwag-Chef Bruno Wallnöfer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Bei den „sehr guten und sachlichen Gesprächen“ habe der Tiwag-Vorstand unter anderem Bürgermeister Ernst Schöpf (ÖVP) sowie Vertretern aus den Bereichen Tourismus, Wirtschaft und Landwirtschaft eine vom Landesenergieversorger erarbeitete Studie vorgelegt, erklärte Wallnöfer.

Zusätzliches Wasser für Kraftwerk Kaunertal

Die sogenannte „Ötztal-Studie“ würde „zweifelsfrei“ belegen, dass das Tiwag-Projekt im Kaunertal „die ökonomisch und energiewirtschaftlich bestmögliche und zugleich ökologisch verträglichste Nutzung“ des Wassers der Gurgler Ache sei. Dieses wird sowohl für die Realisierung der Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal zu einem Pumpspeicherkraftwerk als auch für das kleine Kraftwerksprojekt der Gemeinde Sölden benötigt.

Ableitung deutlich wirtschaftlicher

Eine „fiktive“ Kleinkraftwerkskette im Ötztal würde nur eine „geringe Energieausbeute“ gegenüber den beiden Vorhaben der Tiwag im Kühtai und im Kaunertal bringen, für die jeweils Teile des Wassers im Ötztal abgezapft werden sollen. Mit den beiden Tiwag-Projekten soll eine zusätzliche Jahreserzeugung von 828 Gigawattstunden (GWh) und eine zusätzliche Leistung von 1.140 Megawatt erreicht werden. Mit der Kleinkraftwerkskette zur regionalen Nutzung würde nur eine Jahreserzeugung von 485 GWh und eine zusätzliche Leistung von 138 MW erzielt, meinte Wallnöfer.

Zudem würden die sechs „denkmöglichen“ Kleinwasserkraftwerke allesamt Laufwasserkraft erzeugen, die sich durch einen hohen Sommeranteil auszeichnet. Ein Pumpspeicherkraftwerk habe hingegen den Vorteil, dass es wertvolle Speicherenergie erzeuge. Auch würden sechs Kleinkraftwerke ebenso viele Sperrstellen mit sich bringen. „Und das ist ökologisch eine gravierende Beeinträchtigung“, kritisierte der Tiwag-Chef. Zudem gebe es nur wenige Standorte, die für Pumpspeicherkraftwerke genutzt werden können. Und das Projekt im Kaunertal ist nur mit einer Überleitung des Wassers aus dem hinteren Ötztal möglich, so der Tiwag-Chef.

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Wallnöfer stellt laufende Zahlungen in Aussicht

Wallnöfer gab sich zuversichtlich, dass das Projekt realisiert werden könne: „Ich denke, dass die Kraft der Argumente eine Chance hat“. Die Gemeinde Sölden würde nicht nur vom einhergehenden Hochwasserschutz profitieren, sondern die Ötztaler Gemeinden könnten auch mit der Fertigstellung der Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz und dem Ausbau des Kaunertalkraftwerkes mit „beträchtlichen laufenden Zahlungen aus den abzuschließenden Talschaftsverträgen“ rechnen. Dabei werde es aber jedenfalls keine „gesonderten“ Tarife geben. Diese werden für ganz Tirol nach einem bestimmten Schlüssel errechnet, erläuterte Wallnöfer: „Jeder bekommt das, was ihm zusteht.“

Gerichtsentscheid pro Sölden

Der Verwaltungsgerichtshof hatte Mitte Jänner der Gemeinde Sölden in einem Widerstreitverfahren den Vorrang eingeräumt und das rund 1,3 Mrd. schwere Tiwag-Projekt vorerst gestoppt - mehr dazu in Höchstgericht mischt Karten für Kaunertal neu. Sollte sich die Tiwag nicht mit Sölden einigen und das Land die Umweltverträglichkeitsprüfung stoppen, könnte sich der Tiwag-Chef vorstellen, den Bescheid zu beeinspruchen: „Ungern, aber ja“, so Wallnöfer, der auf die laufenden Gespräche und einen „Brückenau“ hofft. Dann wäre nämlich das Bundesverwaltungsgericht am Zug und eine wohl länger dauernde juristische Auseinandersetzung die Folge.

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