Jährlich 1.500 Kinder mit psychischen Problemen

Psychische Probleme von Kindern und Jugendlichen sind lange Zeit ein Tabuthema gewesen. Dabei werden jedes Jahr rund 1.500 Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen an der Innsbrucker Klinik behandelt. Ein Kongress in Innsbruck wird sich jetzt mit dem Thema befassen.

Kathrin Sevecke, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, sieht in der frühen Diagnose einer Persönlichkeitsstörung eine Chance für die Betroffenen. Konkret könne diese Form einer psychischen Erkrankung ab dem 14. Lebensjahr erfasst werden, sagt Sevecke.

Die Herausforderung dabei sei, bei Jugendlichen zwischen einer Persönlichkeitsstörung und einer temporären Entwicklungskrise, die in der Pubertät vorkommen kann, zu unterscheiden. Symptome sind zu Hause nicht leicht einzuordnen. Als Warnsignal sieht Kathrin Sevecke aber zum Beispiel ein verändertes Essverhalten.

Hemmschwelle immer noch hoch

Selbst wenn erkannt wird, dass es sich bei einer extremen und über Wochen andauernden Verhaltensänderung eines Kindes oder Jugendlichen um ein psychisches Problem handeln könnte, ist die Hemmschwelle immer noch sehr hoch, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. „Wenn eine Persönlichkeitsstörung bei Jugendlichen diagnostiziert wird, dann befürchten viele auch eine damit verbundene, langfristige Stigmatisierung“, so Sevecke. Dem sei vor allem durch gesellschaftliche Akzeptanz zu begegnen.

Es bestehe auch oft die unbegründete Angst, dass die Kinder mit schweren Medikamenten behandelt werden könnten, sagt Sevecke. „Ich nutze immer gerne die Möglichkeit, hier aufzuklären, dass wir in den allermeisten Fällen andere Therapiemethoden wählen und nur in Ausnahmefällen, wenn der Leidensdruck der Patienten sehr groß ist, noch die Säule der Medikation hinzugenommen werden kann.“ Als erfolgreiche Behandlungsformen haben sich etwa Reit- und Klettertherapien, ein Mannschaftssport oder die Betreuung eines Gartens bewährt.

Erstmals Kongress in Innsbruck

Jährlich werden an der Innsbrucker Klinik rund 200 Kinder und Jugendliche stationär und 1.300 ambulant behandelt. Eine Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt ist äußerst selten und tritt nach richterlichem Beschluss nur dann in Kraft, wenn eine akute Selbstgefährdung des Kindes besteht.

Am kommenden Wochenende findet in Innsbruck zum ersten Mal im deutschsprachigen Raum ein Fachkongress zum Thema Persönlichkeitsstörungen im Jugendalter statt. Mit über 200 Teilnehmenden ist er bereits restlos ausgebucht. Angesichts der Nachfrage ist bereits geplant, den Kongress im kommenden Jahr in größerem Rahmen abzuhalten.