Betroffenheit bei Muslimen nach Terror

Bei der islamischen Glaubensgemeinschaft in Tirol herrscht nach dem Terror in Frankreich Betroffenheit. Besonders dass die Täter mit den Worten „Allah ist groß“ in die Redaktion der Zeitung gestürmt sind, mache ihn betroffen, sagt der islamische Religionspädagoge Zekirija Sejdini.

Im Namen eines Gottes, der groß ist, müsse man nicht andere Menschen töten, die eine Karikatur oder was auch immer gezeichnet hätten, sagt Sejdini. Leider höre man immer wieder von diesem Missbrauch muslimischer Begriffe, Zeichen und Symbole. „Man ist entsetzt und versucht natürlich entgegenzuwirken und zu zeigen, dass das nicht Islam ist und dass der Islam auch ein anderes Gesicht hat.“

Die Attentate seien auch in Tirol Thema bei Muslimen, etwa auch im Unterricht. Man diskutiere, was diesbezüglich gemacht werden könne. Auch in der islamischen Glaubensgemeinschaft in Tirol sei jetzt Angst da „und sie ist auch berechtigt“, so Sejdini. Es gebe Meldungen, dass nach solchen terroristischen Anschlägen Moscheen beschmiert oder beschossen werden.

Zekirija Sejdini

Universität Innsbruck

Zekirija Sejdini

Sejdini für Protestaktion

In Tirol würden sich viele Vereine und Glaubensgemeinschaften von den Taten der Terroristen distanzieren. Wichtig wäre vielleicht eine Protestaktion, eine Massendemonstration, um zu zeigen, dass die Muslime es nicht zulassen, dass man ihre Religion und ihre Symbole missbraucht. Das wäre ein gutes Zeichen. „Ich persönlich glaube schon an die Kraft unserer Gesellschaft, dass wir durch diese Anschläge stärker werden und es nicht zulassen, dass die einen oder anderen Radikalen die Oberhand bekommen.“

Angesprochen auf parallele Welten zwischen Mitgliedern verschiedener Kulturen sagt Sejdini, parallele Welten seien da. So etwas entstehe vielleicht, weil man eine andere Sprache spreche, sich einer anderen Kultur zugehörig fühle oder man zu einer anderen Schicht gehöre, weil man weniger verdiene und man dort wohne, wo man das noch bezahlen könne. Aber so etwas sei kein Hindernis, menschliche Kontakte zu pflegen.

Fehlende Begegnungen von Mensch zu Mensch

Die Problematik sei, dass die Begegnung der Menschen fehle. „Wenn die Begegnung von Mensch zu Mensch nicht vorhanden ist, dann werden diese Informationen medial oder durch solche Attentäter definiert. Man hat Ängste ohne einen Muslim zu kennen, man hat Ängste ohne einen Nichtmuslim zu kennen, nur weil man eben diese Informationen hat.“ Nicht die Religion müsse sich näher kommen, nicht die Theologen oder Theologien, sondern die Menschen. „Man muss, wenn man Christentum oder Islam sagt, sich konkrete Personen vorstellen können, damit man auch näherkommen kann.“ In Tirol leben etwa 25.000 bis 27.000 Muslime.

Experte: „Blitz macht mehr Opfer als Terror“

Berichte über Terrorakte sind das eigentliche Ziel von Terroristen, für die Radikalisierung junger Männer spielt die Religion keine Rolle und Flüchtlinge sind in den seltensten Fällen moslemische Kämpfer, so der Terrorismusforscher Franz Eder von der Uni Innsbruck im ORF Radio Tirol - mehr dazu in Experte: „Blitz macht mehr Opfer als Terror“.