Ärzte-Arbeitszeit: Es rumort an der Klinik

Das neue Arbeitszeitgesetz für Ärzte sorgt für große Unruhe an der Innsbrucker Klinik. Um das Gesetz umzusetzen, plante die ärztliche Leitung, Sperrtage für die Ambulanzen einzuführen. Zudem wandten sich die Klinikärzte mit einem offenen Brief an Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat.

Die Interne Mitteilung der ärztlichen Direktion erging am Mittwoch. Sie beinhaltet die Aufforderung an die Klinikvorstände, sich auf einen gemeinsamen Sperrtag zu einigen. An diesem - vorzugsweise Mittwoch - sollten außer den Notaufnahmen sämtliche Ambulanzen geschlossen bleiben. Das neue Ärzte-Arbeitszeitgesetz mache dies notwendig.

Kleinere Arbeiten sollen auslagert werden

Doch so heiß dürfte nun doch nicht gekocht werden. Die ärztliche Direktorin der Tilak Alexandra Kofler meinte am Donnerstagnachmittag: „Das wird so nicht kommen. Nach den Rückmeldungen, die ich heute bekommen habe, wird das nicht notwendig sein. Es gibt einige Kliniken, die sagen, dass sie gewisse Kontrolluntersuchen nicht mehr hier machen, sondern die Hausärzte bitten, die Nähte zu entfernen, wenn alles komplikationslos verläuft. Solche Maßnahmen könnten eventuell ausreichen.“ Die Klinik Innsbruck verzeichnet rund eine Million Ambulanzbesuche pro Jahr, soviele wie Europas größtes Krankenhaus, das Wiener AKH.

Offener Brief der Klinikärzte an die Politik

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Scharfe Kritik an Politik und Verwaltung

Am selben Tag erging ein Brief von der Arbeitsgemeinschaft Klinikärzte Innsbruck an Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und an Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg. Auf eineinhalb Seiten protestierte darin ein Großteil der Ärzteschaft gegen die neuen Arbeitszeiten, die wöchentlich nur mehr 48 Stunden vorsehen. Die Gesundheitsversorgung der Tiroler Bevölkerung sei massiv gefährdet, hieß es. Doch den Ärzten reicht es auch in anderer Hinsicht, wie es Gottfried Gruber von der Arbeitsgemeinschaft der Klinikärzte zum Ausdruck bringt: „Wir werden sowohl von der Politik als auch von der Verwaltung nicht wertgeschätzt, und schlecht behandelt. Das betrifft auch die Bezahlung.“

Dass es derzeit kräftig gärt, zeigt auch, dass mehrere hundert Ärztinnen und Ärzte ihrem Zentralbetriebsrat das Misstrauen ausgesprochen haben. Am Montag plant die Ärzteschaft eine Sitzung mit Gewerkschaft und Rechtsbeistand. Auch Streiks werden nicht mehr ausgeschlossen.

Tilg: Thema „sachlich und konstruktiv“ angehen

Donnerstagabend nahm Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg Stellung: Er erwarte sich, dass die Herausforderung Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz sachlich und konstruktiv abgearbeitet wird. Zum neuen Gehaltsschema der Tilak für Ärzte werde es weitere Gespräche geben.

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