Tiefe Gräben bei „vorwärts Tirol“

Die von heftigen Grabenkämpfen erschütterte Tiroler Oppositionspartei Vorwärts Tirol kommt nicht zur Ruhe. Zwischen der Parteispitze und den drei Abgeordneten im Landtag herrscht Eiszeit. Letztere beklagen sogar eine „Mandatsjagd“.

Sie würden sich unter Druck gesetzt fühlen, bestätigte Lindenberger am Mittwoch. Die „Tiroler Tageszeitung“ hatte in ihrer Mittwochsausgabe darüber berichtet, dass die Parteispitze rund um Obmann Hansjörg Peer und Geschäftsführer Robert Possenig Lindenberger bei einer Parteisitzung vergangene Woche mit einer vorbereiteten Presseaussendung zum Rücktritt drängen wollte. Zudem sollten die LAbg. Maria Zwölfer und Josef Schett als Parteivorstandsmitglieder zurücktreten.

Hansjörg Peer weist im ORF-Interview mit Robert Unterweger den Vorwurf des Mandatsraubes zurück. Die Parteispitze wollte aufgrund einer angeblichen Rücktrittsäußerung Lindenbergers „nur Klarheit“ haben.

Peer will nicht locker lassen

Auch eine Klage gegen Lindenberger durch den Parteianwalt stand offenbar im Raum. Hintergrund seien jene angeblichen Druckkosten in der Höhe von 600.000 Euro im Zuge des Landtagswahlkampfes 2013, die seit einiger Zeit gerichtsanhängig sind. Eine Innsbrucker Werbeagentur hatte die Partei auf diesen Betrag verklagt - mehr dazu in Klage gegen früheren Geschäftsführer. Wie Parteiobmann Hansjörg Peer betont, wurde inzwischen eine Untersuchungskommission eingerichtet, um eine angebliche Verantwortung des Altvorstandes und seines Ex-Parteiobmannes Lindenberger in Hinsicht auf die damalige kaufmännische Gebarung zu untersuchen.

Lindenberger weist Schuld von sich

Lindenberger bestätigte die angebliche Vorgangsweise der Parteispitze und legte entsprechende Dokumente vor. Nicht nur er sei dazu gedrängt worden, sein Mandat aufzugeben, sondern auch die LAbg. Zwölfer. „Sie wollen das Geld haben“, unterstellte der Klubobmann seinen „Parteifreunden“ pekuniäre Motive. Possenig und Peer würden lediglich an die Parteienförderung gelangen wollen, die vom Landtagsklub zu beantragen sei. Damit solle dann die Rechnung an das Werbeunternehmen bezahlt und so der Prozess plötzlich „abgewürgt“ werden.

Außerdem liege bereits ein Ergebnis einer parteiinternen Untersuchungskommission vor, das den Altvorstand vollkommen entlastet habe. Die Verantwortung liege beim ehemaligen Geschäftsführer, dem Innsbrucker Gemeinderatsklubobmann Lucas Krackl (FI), der von der Partei inzwischen verklagt wurde.

Mandatare denken nicht im Ansatz an Rücktritt

Possenig und Peer hätten sich vor wenigen Wochen mit der „Gegenseite“ verbündet, konterte hingegen Lindenberger. Zu der Gegenseite zählt er immer noch die zwei prominenten Parteimitbegründerinnen - die ehemalige ÖVP-Finanzlandesrätin Anna Hosp und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI). Der dreiköpfige Landtagsklub halte indes fest zusammen, erklärte der Klubchef. Er werde auf jeden Fall bis 2018 Klubobmann bleiben. Eine Gemeinsamkeit zwischen Landtagsklub und Parteiführung bestehe nicht mehr, räumte der frühere SPÖ-Landesrat ein. Eine Umbenennung des Klubs und somit eine endgültige Loslösung von „vorwärts Tirol“ sei nicht angedacht. „Wir wollen keine Trennung von Klub und Partei“, meinte Lindenberger. Der Konflikt habe schließlich auch keinen politischen Hintergrund.

Auch Maria Zwölfer denkt nicht an Rücktritt. Sie stehe voll zu Lindenberger. Im Landtag sei man ein eingeschworenes Team.

ÖVP-Unterstützung für Lindenberger

Schützenhilfe erhielten Lindenberger und seine Getreuen unterdessen von der Tiroler ÖVP. „Dass man einem Klubobmann und zwei Landtagsabgeordneten mit Klage bedroht, wenn sie nicht ihre Landtagsmandate beziehungsweise Vorstandsfunktionen zurücklegen, ist für eine Demokratie ein unhaltbarer Zustand“, empörte sich Klubobmann, LAbg. Jakob Wolf in einer Aussendung. Er sei „zutiefst erschüttert“, wie die Parteiführung mit Gewählten Abgeordneten umgehe.

Link: