Ebola-Experte fordert Infektionszentren

Der Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Infektiologie, Günter Weiss, spricht sich in der Notfallversorgung für mehr Koordinierung in Österreich aus. Es brauche zwei oder drei Zentren, in denen Verdachtsfälle solcher Infektionserkrankungen aus den anderen Bundesländern versorgt werden sollen.

Weiss kritisiert, dass derzeit jedes Bundesland für sich selbst zuständig sei. Dabei erfordere die Situation die Errichtung solcher Notfallzentren für Infektionskrankheiten. Neben Wien schlägt der Infektiologie die Kliniken in Graz und Innsbruck vor. Die Innsbrucker Uniklinik solle als Infektionszentrum für den Westen dienen.

Im Gesundheitsministerium wurde bereits aufgrund der Ebola-Entwicklung ein nationaler Plan in Angriff genommen. Dieser solle auch die Errichtung von Infektionszentren berücksichtigen, so der Infektiologe Günter Weiss.

Ebola ist die Bezeichnung für mehrere Stämme desselben Virus. Die Krankheit wurde beim Menschen erstmals 1976 im Sudan und in der Demokratischen Republik Kongo entlang des Flusses Ebola festgestellt. Diese Viren sind die Ursache verheerender Krankheiten, die meistens tödlich verlaufen. Sie verursachen Fieber, das zu inneren oder äußerlichen Blutungen führt. Es besteht weder eine Therapiemöglichkeit noch eine Impfung gegen die Krankheit.

Infektionszentren kosten viel Geld

Um solche Zentren für Infektionskrankheiten zu errichten, sei jedenfalls mit beträchtlichen Kosten zu rechnen, räumte Anita Luckner-Hornischer von der Tiroler Landessanitätsdirektion ein. Günter Weiss aber rechtfertigt dies so, dass es sich dabei nicht um reine Ebola-Zentren, sondern um solche für alle möglichen Infektionskrankheiten handeln solle. Er verwies beispielsweise auf die auf der arabischen Halbinsel aufgetauchte Viruserkrankung MERS („Middle Eastern Respiratory Syndrome“). Jedes Jahr gebe es zwei bis drei neue Erreger, erklärte der Mediziner.

Innsbrucker Klinik gerüstet

Die Wahrscheinlichkeit für einen Ebola-Fall in Österreich sei nach wie vor sehr gering, wenn auch nicht mehr ganz so gering wie man noch im März angenommen habe, meinte Weiss.

Zahl der jugendlichen Blutspender geht zurück

ORF

In Innsbruck sei man jedenfalls auf einen möglichen Fall bestens gerüstet, erklärte der Experte und verwies auf eine eigene Isolierstation, die man baulich adaptiert und mit Unterdruck versorgt habe. Im Verdachtsfall würde Blut abgenommen, an ein Labor in Hamburg verschickt und dort analysiert. Würde ein Verdachtsfall bestätigt, sei die Uniklinik vorbereitet. Es gebe speziell geschulte Teams, außerdem stünden Schutzanzüge in ausreichender Zahl stünden zur Verfügung.

Eigenverantwortung von Reisenden

Eine Verschärfung der Einreisebeschränkungen sowie der Quarantänebestimmungen wie in den USA wollte der Infektiologe so nicht unterstützen. Wichtig sei die Selbstverantwortung von Reisenden. Noch am Flughafen etwa die Körpertemperatur zu messen wie in den Vereinigten Staaten sei nicht zielführend. Dabei werde man nicht viele potenzielle Ebola-Fälle erwischen, nicht zuletzt aufgrund der Inkubationszeit von rund 21 Tagen. Für vernünftig hält es Günter Weiss hingegen, Patienten telefonisch zu überwachen, indem man etwa einmal pro Tag mit ihnen kommuniziert und sich nach ihrem Befinden erkundigt.

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