Flüchtlinge brauchen mehr als ein Bett

Nicht zuletzt seit Flüchtlinge im Heim in Fieberbrunn gegen die dortigen Bedingungen protestiert haben, wird über Mindeststandards für Flüchtlingsunterkünfte diskutiert. Asylwerber brauchen mehr als nur ein Dach über dem Kopf, sagen Experten.

Das Flüchtlingsheim am Bürglkopf in Fieberbrunn hat vergangene Woche nicht nur wegen eines fremdenfeindlichen Übergriffs für Schlagzeilen gesorgt. Einige Bewohner hatten gegen die Bedingungen in dem abgelegenen Heim protestiert und sogar mit Hungerstreik gedroht. Die Standards in dem Heim seien in Ordnung, hieß es dazu vonseiten des Bundes.

Landesrätin zeigt Verständnis

Die Verzweiflung der Flüchtlinge und ihr Wunsch nach einem Internetempfang sind für die zuständige Landesrätin Christine Baur (Die Grünen) nachvollziehbar und kein Luxus: „Es gibt keine Asylwerberinnen und Asylwerber die im Luxus sind. Wenn man weiß, was es heißt, auf der Flucht zu sein, und wie wichtig es ist, mit den Menschen zu Hause in Kontakt zu sein – und das geht eben am einfachsten über Internet und Handy –, dann ist das eine lebensnotwendige Voraussetzung.“

Betreuung müsse weitergehen

Flüchtlinge, die mitunter schwer traumatisiert von Kriegsereignissen und Flucht in Österreich um Asyl bitten, bekommen Unterkunft, Essen und Kleidung. Danach müsse die Betreuung aber weitergehen, sagt Psychotherapeutin Gabriele Mantl vom Diakonie-Flüchtlingsdienst: „Sie brauchen Zugang zu Deutschkursen und Beschäftigungsmöglichkeiten. Außerdem brauchen sie Intimsphäre und Menschen, die ihnen zuhören und sie willkommen heißen.“

Flüchtlinge Bürglkopf

ORF

Integration von Anfang an

In allen Bundesländern gelten mittlerweile Mindeststandards für Flüchtlingsunterkünfte. Die Unterkünfte müssten in erster Linie menschenwürdig sein, sagt Anny Knapp, Obfrau der Asylkoordination Österreich. Die Unterkunft muss ausreichend geheizt sein, hygienisch einwandfreie Waschmöglichkeiten bieten und maximal fünf Personen pro Zimmer beherbergen. Es brauche aber auch Unterstützung bei der Integration, und dabei sei ein Umdenken in Österreich notwendig, so Knapp: „Die österreichische Flüchtlingspolitik hat die Asylwerber bislang von jeglichen Integrationsmaßnahmen ausgeschlossen und will mit Integrationsmaßnahmen erst dann ansetzen, wenn über den weiteren Aufenthalt positiv entschieden wird. Das ist ein falscher Ansatz. Die Integration muss vom ersten Tag an erfolgen.“

Die Angst um die Angehörigen in der Heimat sei sehr belastend, sagt Gabriele Mantl, die zahlreiche Flüchtlinge behandelt. „Die Leute müssen Kontakt mit ihren Verwandten in der Heimat aufnehmen können, um zu wissen, wie es ihnen geht. Und sie müssen Informationen bekommen, wie es mit ihnen hier in Österreich weitergeht.“

Knapp 2.000 Flüchtlinge aus den unterschiedlichsten Ländern sind derzeit in Tirol untergebracht. Allen gemeinsam ist die Angst vor einer ungewissen Zukunft.

Link: