Mündliche UVP-Verhandlung für Tiwag-Projekt

In der Innsbrucker Messe ist am Montag die öffentliche mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für das Erweiterung der Pumpspeicher-Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz gestartet. Die Verhandlung ist für mehrere Tage anberaumt, das Interesse hielt sich am ersten Tag in Grenzen.

Die Messe Innsbruck ist Schauplatz für eines der größten Behördenverfahren der letzten Jahre in Tirol. Es geht um die Erweiterung der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz mit 520 Millionen Euro an Investition.

Umweltverträglichkeitsprüfung für Ausbau Kraftwerk Sellrain-Silz in der Messehalle

ORF

Gegner und Befürworter erläutern ihre Argumente öffentlich, die Messehalle wurde für Interessierte adaptiert.

Für große Kraftwerksvorhaben braucht es eine sogenannte UVP, eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Dabei haben auch Nachbarn, Bürgerinitiativen und NGOs das Recht, sich am Verfahren zu beteiligen. „Das bedeutet, dass alle relevanten Schutzvorschriften, Menschen, Tiere, Pflanzen, Lebensräume, Boden, Wasser, Luft, alle Auswirkungen auf diese Schutzgüter geprüft werden, auch die Wechselwirkungen untereinander. Letztlich fließen diese Bewertungen in das Umweltverträglichkeitsgutachten ein“, erläutert Kurt Kapeller, Leiter der Umweltabteilung des Landes Tirol.

Neuer Speicher und sechs Wasserfassungen

Mündlich verhandelt werden die Gutachten für einen neuen dritten Speichersee samt Kraftwerk im Längental bei Kühtai. Kritiker und Befürworter des Großprojekts können ihre Argumente nochmals darlegen. Für den Ausbau benötigt die Tiwag sechs Wasserfassungen aus dem Ötz- und dem Stubaital. Das Wasser soll dann durch einen 25 Kilometer langen Stollen in den neuen Speichersee übergeleitet werden.

Graphik Ausbau Sellrain-Silz

APA

Stubai „spendet“ schon Alpeiner Bach

Gegner befürchten große Auswirkungen auf die Umwelt. Der geplante Ausbau Sellrain-Silz hat vor allem im Stubaital eine große Gegnerschaft, dort sollen drei Bäche abgeleitet werden. Es sei genug, sagte am Montag der Sprecher der vom Tourismusverband ins Leben gerufenen Bürgerinitiative „Wilde Wasser“, Luis Töchterle. „Es gibt sehr viele Argumente, diese Wasserableitung abzulehnen, man muss dazu sagen, dass das Stubaital bereits die Hälfte im hinteren Tal an Wasser für die Tiwag bereitstellt mit dem Alpeiner Bach, und jetzt soll’s noch weiter gehen – da sagen wir ‚stop! Es ist genung!‘“. Auch Umweltanwalt Johannes Kostenzer äußerte am Montag massive Bedenken.

Agrargemeinschaft positiv gestimmt

Der Obmann der Agrargemeinschaft Längental Alpe Hubert Leitner, ist für das Projekt. „Ich bin einfach generell dafür, weil ich glaube, Wasserkraft-Energie ist die Energie mit der geringsten Umweltbelastung. Natürlich ist so ein Bau ein ziemlicher Eingriff, aber so ist es halt. Man kann nicht gegen alles sein und den Strom braucht auch jeder.“

Die Verhandlung ist in vier Blöcke eingeteilt. Am Montag soll der technische Bereich, also etwa Fragen des Stahlbaus sowie des Brandschutzes, behandelt werden. Im zweiten Block folgen dann Wasser- und Energiefragen, während der Dritte dem „Schutzgut Mensch“ gewidmet ist. Dabei geht es etwa um die Themenbereiche Verkehr, Luft sowie Humanmedizin. Dem vierten Block wird dann wohl vor allem von den verschiedenen NGOs große Beachtung geschenkt werden - er dreht sich nämlich um die freien Pflanzen- und Lebensräume.

Ob die Verhandlung in dieser Woche auch wirklich abgeschlossen werden kann, stand noch nicht dezidiert fest. Montag und Dienstag nächster Woche würden noch als Verlängerungstage infrage kommen, hieß es seitens der Tiwag.

Tiwag rechnet mit positivem Bescheid Anfang 2015

Pro und Contra werden von der Umweltabteilung des Landes zusammengefasst, anschließend erfolgt ein Bescheid, von dem Tiwag Chef Bruno Wallnöfer überzeugt ist, dass er positiv ausfällt. Gegner und Befürworter können sich in der öffentlichen Verhandlung des Landes nochmals zu Wort melden. Die Verhandlungsschrift dazu wird die Behörde anschließend veröffentlichen. Bis zum Frühjahr wird mit einem Bescheid gerechnet.

Links: