Deutlich mehr Unfälle in Klettersteigen
tirol.ORF.at: Woran liegt es in Klettersteigen zu mehr Unfällen kommt?
Norbert Zobl, Leiter Alpinpolizei Tirol: Das Klettersteiggehen boomt sehr. Es ist eine tolle Sportart, die einen hohen Erlebniswert hat und es sportlichen Menschen ermöglicht, über sehr steile Routen Berge zu besteigen. Es werden immer mehr Klettersteige gebaut – zum Teil auch in Talnähe, wo es trotz schlechten Wetters, wie wir es heuer im Sommer hatten, möglich ist, diesen Sport auszuüben. Dementsprechend gibt es hohe Begehungszahlen und leider stellen wir auch fest, dass von Jahr zu Jahr die Unfallzahlen im Klettersteig steigen.
tirol.ORF.at: Die Ausrüstung ist bei vielen Kletterern sehr gut, sie wird aber teilweise falsch verwendet. Warum ist das so?
Zobl: Man sieht eigentlich immer weniger, dass im Klettersteig keine normgerechte Ausrüstung verwendet wird. Es ist sehr selten, dass man sich nur mit Bandschlingen oder Reepschnüren anseilt, aber aus verschiedenen Gründen wird die Ausrüstung nicht verwendet. Das heißt, das Klettersteigset wird nicht eingehängt, und man ist natürlich sehr gefährlich unterwegs. Die Motive sind unterschiedlich – es kann der Zeitfaktor sein oder Bequemlichkeit. Jedenfalls geht es auf Kosten der Sicherheit.
tirol.ORF.at: Die Ausrüstung ist die eine Geschichte. Ist die Ausbildung der Klettersteiggeher zu schlecht?
Zobl: Die Ausbildung wäre nicht so schlecht, sie wird nur nicht entsprechend angenommen. Es glauben sehr viele, dass man Klettersteiggehen ohne jede Ausbildung betreiben kann. Das sehe ich ganz anders. Trotzdem, dass es sehr leicht zu erlernen ist, braucht es doch eine gewisse Grundausbildung, um die elementaren Fehler nicht zu machen und dann passieren schon sehr viele Unfälle nicht mehr.
tirol.ORF.at: Vielleicht noch zu den Klettersteigen selbst. Es gibt in Tirol Hunderte Klettersteige. Sind diese Klettersteige für den Durchschnittskletterer inzwischen bereits zu anspruchsvoll, zu aufwändig zu gehen?
Zobl: Der Großteil der Klettersteige passt sehr gut. Sie sind auch alle sehr gut beschrieben. Wenn man sich mit einer Tourenplanung mit dem Klettersteig selbst intensiv auseinandersetzt und sich selbst auch einordnen kann, dann ist das alles sehr gut aufbereitet. Nur geht der Trend dahin, dass immer wieder bei Klettersteigen schwere Passagen dazukommen oder einfach schwierige Klettersteige gebaut werden. Das ist dann eine Frage der Philosophie, wenn man das so will. Jedenfalls stellen wir fest, dass dann immer in Klettersteigen, wenn schwierige Passagen dazukommen, das Unfallgeschehen dort auch steigt.
Das Gespräch führte Markus Feichter