Schulterschluss für die Tiroler Natur

Tirols Naturschätze müssten langfristig geschützt bleiben. Das forderten am Freitag in einem Manifest zahlreiche Naturschutzorganisationen, Bürgerinitiativen und Sportverbände. Kritik üben sie dabei an der Schwarz-Grünen Landesregierung.

„Zum ersten Mal seit rund 30 Jahren, soll das Tiroler Naturschutzgesetz in wesentlichen Kernpunkten verschlechtert werden“, sprachen die Naturschutzorganisationen im Zuge einer Pressekonferenz am Freitag in Innsbruck von einem „Anschlag auf die Tiroler Natur“.

Kraftwerksprojekte für WWF teilweise illegal

Die Aufbruchstimmung zu Anfang der ersten Schwarz-Grünen Regierungsperiode in Tirol sei einer kollektiven Ernüchterung unter den Naturschützern gewichen, betonte der Leiter des WWF Tirol, Christoph Walder. Als Beispiel für die sozial und ökologisch unverträgliche Nutzung der natürlichen Ressourcen nannte Walter den Ausbau der Wasserkraft. Rund 60 Vorhaben würden sich derzeit in Tirol in Genehmigungsverfahren befinden, darunter auch die Projekte der Tiroler Wasserkraft AG.

Manche dieser Vorhaben würden glatt gegen das Tiroler Naturschutzgesetz verstoßen, so Walder: „Es ist unverständlich und inakzeptabel, dass die Schwarz-Grüne Landesregierung bereit ist das Naturschutzgesetz den TIWAG-Projekten anzupassen statt dafür Sorge zu tragen, dass die Projekte des Landesenergieversorgers dem Gesetz entsprechen!“

Alpenverein spricht von Erschließungsdruck

Der mitgliederstarke Alpenverein ortet eine „Goldgräber-Mentalität“ in Tirol - nach dem Motto „Jedem Tal seine Wasserkraftwerk, jedem Tal seine Seilbahnen“. Der Alpenverein fordert ein nachhaltiges alpines Raumordnungskonzept zu Gunsten der Natur und des naturnahen Tourismus. Dazu erklärt Gerald Aichner, Vorsitzender des Landesverbandes Tirol des Österreichischen Alpenverein: „Nur durch natur- und umweltverträgliches Handeln in Wirtschaft und Tourismus gelingt es die natürlichen Lebensgrundlagen in den Alpen zu erhalten.“ Als Negativbeispiele nannte Aichner die geplante Ableitung hochwertiger Bäche für den Kraftwerksausbau Sellrain-Silz, den Zusammenschluss Kalkkögel oder den Windpark Sattelberg.

Wildes Wasser sichert Arbeitsplätze

Um den Erhalt der Bäche und Flüsse geht es auch dem Tiroler Raftingverband. Sie seien die Überlebensgrundlage für diverse Outdooranbieter und dementsprechend für hunderte Arbeitnehmer, so Marcel Pachler, Obmann des Tiroler Raftingverbandes.

Besorgt, was die wilden Wasser betrifft, zeigte sich auch der Obmann des Landschaftsschutzvereins Osttirol, Wolfgang Retter. In Osttirol seien derzeit 15 regionale Kraftwerksvorhaben im Gespräch: "Wir haben jetzt die historische Gelegenheit, Osttirol mit einer fachlich fundierten Ausweisung des Natura 2000-Gebiets „Gletscherflusssystem Isel und Nebenflüsse“ als Modellregion zu etablieren, in der die intakte Landschaft der Antrieb für Entwicklung und Wohlstand ist.

Naturschutzfest am Marktplatz

In ihrem Manifest fordern die beteiligten Vereine und Initiativen einen Stopp des „rücksichtslosen Umgangs“ mit der alpinen Landschaft und ein klares Bekenntnis der Landesregierung zum wirksamen Schutz der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft Tirols und seiner reichen Fauna und Flora. Sie laden alle Tirolerinnen und Tiroler zum Besuch des Naturschatzfestes am Samstag, den 25. Oktober von 16 bis 22 Uhr am Innsbrucker Marktplatz ein.