Synode als Hoffnungssignal
„Grundsätzlich positiv sehe ich den Prozess, den die Bischofssynode ausgelöst und begleitet hat“, sagte Scheuer in einer Aussendung am Dienstag. Es seien viele Personen und Gruppen im Vorfeld einbezogen gewesen. „Ebenso positiv sehe ich die Bemühungen, die Lebenswirklichkeit von Ehe und Familie wahrzunehmen, ohne gleich zu verurteilen, ohne einzugrenzen oder von vornherein negativ zu betrachten.“
„Bemerkenswerte Streitkultur“
„Dieses Wahrnehmen der Realität ohne Scheuklappen geschah mit einer großen Sympathie für die Familien, aber auch für jene, die darin verletzt worden sind, gescheitert sind und neu begonnen haben, und ist ein erstes äußerst hoffnungsvolles Signal von der Synode“, so Scheuer weiter. Für die Europäer sei es ein Lernprozess gewesen, dass ihre Probleme und Vorstellungen nicht das Maß aller Dinge seien.
Als bemerkenswert bezeichnet Scheuer die kontroverse Streitkultur. „Die Einladung des Papstes zu einer Offenheit der Rede ist ein Gut, hinter das man bei einer Synode in Zukunft nicht mehr zurückgehen kann“, hofft Innsbrucks Bischof.
Hoffnung auf weitere Auseinandersetzung mit Familie
Bischof Scheuer hält zwar fest, dass es in der Frage der Sakramente wie Buße und Versöhnung für wiederverheiratete Geschiedene oder Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen keine Antworten bei der Synode gegeben habe. "Entscheidend scheint mir dabei zu sein, dass es die Synode unterstrichen hat, dass „Christus gewollt hat, dass die Kirche ein Haus mit stets offenen, einladenden Türen ist, ohne irgendjemanden auszuschließen. Darin sehe ich ein Hoffnungssignal, dass sich die Kirche im nächsten Jahr vor der ordentlichen Synode weiter intensiv damit auseinander setzen wird.“
Heizer: Zeit für Überzeugungsarbeit
Für die Leiterin der Plattform „Wir sind Kirche“, Martha Heizer, war die Synode ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dass sich die Bischöfe in Rom nicht auf eine einheitliche Linie einigen konnten, sieht sie nicht nur negativ: „Ich glaube, man muss Angst haben vor zu schnellen Siegen. Wenn das jetzt noch nicht ganz klar entschieden ist, und wir bis zur zweiten Synode noch ein Jahr Zeit haben, daran zu arbeiten, dann hoffe ich, dass es gelingt, bis dahin noch mehr Leute mitzunehmen“, sagte Martha Heizer.
Link:
Vatikan-Sondersynode ohne Einigung zu heiklen Themen, (religion. ORF.at, 20.10.2014)