Sommer war Wohltat für Tirols Gletscher

Der verregnete und relativ kühle Sommer ist für die Tiroler Gletscher eine Wohltat gewesen. Mindestens seit den neunziger Jahren des letzten Jahrtausends gab es für die Gletscher kein so gutes Jahr mehr. Besonders ideal waren die Verhältnisse an der Südseite des Alpenhauptkamms.

Die Tiroler Gletscherforscherin Andrea Fischer von der Akademie der Wissenschaften sagt, heuer seien große Verluste an den Gletschern ausgeblieben. „Ob dieses Jahr Einfluss auf die Gletscher hat, werden wir erst in einigen Jahren sehen und ob das der Beginn eines Trends ist zu vermehrt solchen Wetterlagen wie wir sie heuer hatten, aber es ist auf jeden Fall eine Verschnaufpause.“

Jamtalferner

Österreichische Akademie der Wissenschaften

Der Jamtalferner zum Zeitpunkt seiner maximalen Ausaperung im Jahr 2014

Andrea Fischer

ORF

Andrea Fischer

Heuer weniger Sonneneinstrahlung

Ein Glück für die Gletscher heuer war die relativ geringe Sonneneinstrahlung durch das das häufig bewölkte Wetter. „Die Sonneneinstrahlung macht 70 Prozent der Energie für die Schmelze aus“, sagt Fischer. Auch im Westen und Norden Tirols, wo es eine um 20 Prozent unterdurchschnittliche Winterschneedecke gab, hätten sich auf den Gletschern Rücklagen gebildet. Das ist „Schnee der sich in mehreren Jahrzehnten zu Eis umwandelt und zur Substanz beiträgt“. Besonders in der Silvretta waren die Gletscher in den letzten Jahren bis in die Gipfelregionen ausgeapert. Heuer blieb dort trotz der geringen Winterschneedecke einiges an Schnee liegen.

Stichtag 1. Oktober

Der 1. Oktober ist Bilanztag für die Gletscherforscher und der Beginn eines neuen Gletscherjahres. Der Grund dafür ist, dass die jährliche Abschmelzperiode der Gletscher zwischen Mitte September und Mitte Oktober endet.

Im vergangenen Gletscherjahr reicherten einige Tiroler Gletscher mehr Masse anals sie verloren haben. Besonders gut seien die Verhältnisse in Osttirol und an der Südseite des Alpenhauptkamms gewesen, sagt die Innsbrucker Gletscherforscherin Andrea Fischer von der Akademie der Wissenschaften. Einige hochgelegene Gletscher seien überhaupt nicht ausgeapert, es sei kein Eis sichtbar gewesen. „Unter diesem Schneeschutz kann der Gletscher wachsen und ein Stück vorrücken. Wenn er in den nächsten Jahren wieder ausapert, kann man sehr gut sehen, dass er in der Zwischenzeit vorgestoßen ist.“

Jamtalferner

Österreichische Akademie der Wissenschaften

Der Jamtalferner im Jahr 2012 zum Zeitpunkt seiner maximalen Ausaperung

Massenbilanzmessung

Bei der Messung der Massenbilanz eines Gletschers wird in einem aufwändigen Verfahren die Differenz zwischen Massenzufluss und Massenverlust eines Gletschers ermittelt.

Etwas weniger gut schaut die Situation bei einigen der größeren Talgletscher aus, an denen die Gletscherforscher nicht nur die Längenänderungen sondern auch die Massenbilanz messen. Diese Gletscher sind laut Fischer für die Österreichischen Gletscher atypisch, da es nur 30 so große Gletscher gebe. In Tirol wird die Massenbilanz in den Ötztaler Alpen beim Hintereisferner, beim Kesselwandferner und beim Vernagtferner gemessen, in der Silvretta beim Jamtalferner und in den Hohen Tauern beim Mullwitzkees.

Kesselwandferner hat sich gesundgeschrumpft

Beim Mullwitzkees in Osttirol könnte der Massenbilanzverlust recht klein ausfallen und für den Kesselwandferner in den Ötztaler Alpen erwartet die Glaziologin Andrea Fischer sogar eine positive Massenbilanz. Fischer relativiert aber zugleich, bei diesem Gletscher sei 2012 die Zunge abgerissen und deswegen habe er von vornherein eine kleinere Schmelzfläche gehabt. „Der verbleibende Gletscher ist in einem gesunden Stadium, da kann Masse aufgebaut werden.“

Hermann Hammer; tirol.ORF.at

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