Tiroler Psychologin betreute Helfer in Gaza

Die Tiroler Notfallpsychologin Pia Andreatta hat in Gaza die internationalen Helfer des Roten Kreuzes betreut und ihnen nach schwierigsten Situationen Beistand geleistet, weil in einem Krisengebiet auch Hilfe für die Helfer notwendig sei. Jetzt kam sie zurück nach Tirol.

Die Bilder aus Gaza zeigten Schreckliches - Raketeneinschläge, Verstümmelungen, Tod und Zerstörung. Pia Andreatta sagt dazu: „Und das sind die Bilder, mit denen die Helfer tagtäglich konfrontiert sind in ihrer Arbeit“.

Psychologin Pia Andreatta

privat

Belastung für Fahrer in Hilfstrupps

Vier Wochen war die Uni-Assistenzprofessorin in Gaza im Einsatz. Als Notfallpsychologin für das internationale Rote Kreuz unterstützte sie dort Helfer, etwa Fahrer: „Die Gruppe der Fahrer arbeitet unter einer Todesbedrohung, oder mit diesem Gefühl oder der Wahrnehmung der Todesbedrohung, haben aber gleichzeitig dazu das Wissen, ‚auch ich bin aus diesem Dorf‘ oder ‚meine Familie ist zuhause‘ und da sind sie manchmal schon hin- und hergerissen zwischen der Hilfeleistung und dem Gefühl, ‚ich möchte alles liegen und stehen lassen und heimfahren und meine Familie schützen!‘.“

Andreatta berichtet auch von Helfern, die Personen evakuieren sollten, das wegen der Kampfhandlungen aber nicht konnten und dann am Telefon die Einschläge von Raketen hörten. Nach solchen Situationen gehe es etwa darum, die Teams zu stärken.

Psychologin Pia Andreatta

ORF

Stärkung von Gruppen in Krisenregion

„Während anhaltender Kriegsgeschehnissen ist es auch mir höchstens möglich, mit den Teams unterschiedlich zu arbeiten, d.h. ich mache dann keine Einzelbetreuungen, sondern ich arbeite mit den Teams und schau, wie man diese spezifische Belastung in Grenzen halten kann, dass die Leute einsatzfähig bleiben. Es sei denn, ich kann jemanden identifizieren als extrem belastet, dann würde ich empfehlen, ihn aus dem Dienst zu nehmen und eine Erholungsphase einzubauen.“

Geholfen haben ihr ihre Ausbildung und ihre Forschungstätigkeit. Für Pia Andreatta war es nach Sri Lanka und Syrien der dritte Einsatz in einem Krisengebiet. Und, so sagt sie, nach einer Pause würde sie bei einer weiteren Anforderung wieder aufbrechen.