Global 2000 löst Sturm im Mineralwasserglas aus

Eine Mineralwasseruntersuchung sorgt derzeit für Schlagzeilen. Demnach seien gesundheitlich unbedenkliche Reste von Pestiziden und anderen Chemikalien unter anderem in drei Tiroler Mineralwassern gefunden worden. Die betroffenen Unternehmen haben Gegenanalysen angekündigt.

Bei einer im Auftrag von Global 2000 durchgeführten Untersuchung stellte das Umweltbundesamt in sechs von 21 heimischen Produkten Verunreinigungen fest. Die Mineralwässer seien trotzdem ohne Gefahr genießbar: Die Substanzen waren nur in geringen Mengen vorhanden. In den Tiroler Mineralwassern Alpquell und S-Budget Astoria wurde der Pestizidmetabolit N,N-Dimethylsulfamid entdeckt, im Tiroler Montes-Mineralwasser Benzotriazol.

Die Messergebnisse deuten laut Global 2000 darauf hin, dass im Falle von Alpquell und S-budget Astoria eine Quelle durch Pestizidspuren verunreinigt sei. Im Falle von Montes versickert offenbar Benzotriazol, das von Kläranlagen nicht herausgefiltert werden kann. Benzotriazol ist unter anderem Geschirrspültabs beigefügt.

Umweltbundesamt: „Unerwünschte Entwicklung“

Das Ergebnis sei überraschend gewesen, erklärte Prüfstellenleiterin Gundi Lorbeer vom Umweltbundesamt gegenüber ORF Tirol. Die Substanzen seien noch nie gefunden wurden, die Entwicklung sei unerwünscht. Pestizidabbaustoffe und Benzotriazol seien in der durch akkreditierte Methoden gemessenen Dosis zwar nicht gesundheitsschädlich, gehörten aber nicht in Mineralwasser und verstoßen gegen die Mineralwasserverordnung.

Um diese Entwicklung zu stoppen, müsste jetzt genauer untersucht werden, wie die Substanzen in die tiefen Schichten, in denen Mineralwasser gewonnen werde, gelangten, so Lorbeer. Das Verhalten von Pflanzenschutzderivaten sei noch recht unbekannt, und Geschirrspültabs seien nur eines von mehreren Produkten, in denen Benzotriazol vorkomme.

Tiroler Hersteller verweisen auf Gegenanalysen

Rieders Quellenbetriebe in Münster, die Alpquell und S-Budget Astoria liefern, zweifeln die Untersuchung an und schließen eine Klage nicht aus. Der von Global 2000 angegebene Wert von „kleiner als 0,02 Mykrogramm“ des Pestizides verweise schon auf eine sehr ungenaue Messung, so Robert Schausberger, verantwortlich für die Geschäftsführung. Offensichtlich könne kein scharf gemessener Wert angegeben werden.

Man habe jetzt mit dem identen Muster eine Gegenanalyse in Auftrag gegeben, deren Ergebnis nächste Woche vorliegen sollte. Rieders Quellenbetriebe würden nicht zulassen, „dass das Unternehmen als Giftmischer hingestellt wird“, so Schausberger, der Geschäftseinbußen für das Unternehmen befürchtet.

„Glas aus dem Geschirrspüler ist gefährlicher“

Ähnliche Töne kommen aus der Privatquelle Gruber in Brixlegg, für Montes verantwortlich. Geschäftsführer Günther Gruber sieht unter Berufung auf laufende eigene akkreditierte Analysen die jetzt angewandte Untersuchungsmethode kritisch. Die gemessene Menge Benzotriazol betrage 0,00000005 Gramm und liege knapp über der Nachweisgrenze. Wer aus einem im Geschirrspüler gewaschenen Glas Wasser trinke, nehme eine höhere Dosis zu sich, so Gruber. Eine Gegenuntersuchung sei bereits eingeleitet, das Ergebnis soll nächste Woche vorliegen. Der Geschäftsführer der Privatquelle hält die Untersuchung für „Panikmache“ und sieht sich als Opfer einer Rufschädigung.

Forum beruft sich auf strenge Vorgaben

Die Interessensvertretung der Mineralwasserhersteller, das Forum Natürliches Mineralwasser, verweist in einer Aussendung auf strenge Kontrollen. Heimisches Mineralwasser könne bedenkenlos getrunken werden. „Ein erwachsener Mensch müsste zwischen 1.000 bis mehrere Millionen Liter Mineralwasser am Tag trinken, bevor ein Grenzwert überhaupt erreicht wird“, erklärt Sprecher Herbert Schlossnikl. Mineralwasser unterliege der amtlichen Lebensmittelkontrolle und werde laufend genau überprüft.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at

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