Tischler entdeckt Lärche aus dem Mittelalter

Eine Lärche mit einem Rekordalter von 608 Jahren ist vor kurzem im Tiroler Lechtal entdeckt worden. Wie Wissenschaftler der Universität Innsbruck feststellten, lebte der Baum von 1392 bis zum Winter 1999/2000. Ein Tischler hatte den Baum in einem Bachbett liegend entdeckt.

Als Stefan Hauser aus Hägerau mit einer Motorsäge den Stamm anschnitt, war es für ihn, als hätte er einen Lottosechser gewonnen. Sofort fielen dem Tischler die extrem vielen Jahresringe auf. Die Ringe standen so dicht, dass sie mit freiem Auge gar nicht zu zählen waren. Im Gegensatz zu vielen anderen Bäumen war das Holz auch im Kernbereich noch gesund. Hauser vermutete sofort, dass der Baum schon zur Zeit von Christoph Kolumbus gelebt haben musste.

Baumscheib Lärche mit Jahresringen

Werner Köck

Der Waldaufseher von Häselgehr, Florian Perle, hat durch Zufall die Baumscheibe bei einem Bekannten zu Gesicht bekommen und daraufhin den Kontakt mit der Uni Innsbruck hergestellt

Älteste bekannte Lärche im Außerfern

Einige Waldaufseher aus dem Lechtal, allen voran Florian Perle aus Häselgehr, wollten genauer wissen, wie es um das Alter des Baumes bestellt war, der vermutlich von einer Lawine oder Mure in die Bachschlucht im Almajurtal mitgerissen worden war. Josef Walch, der Leiter der Bezirksforstinspektion Reutte, sagt, man habe eine Scheibe an die Universität Innsbruck gebracht, wo man zu dem Ergebnis gekommen sei, dass es sich um die älteste bekannte Lärche aus dem Außerfern handle.

Lärche

Florian Perle

Der glückliche Finder des Baumes, Stefan Hauser aus Steeg, mit seiner Familie. Die Lärche hat er im Gemeindegebiet von Kaisers entdeckt.

Jahresringe werden vermessen

An der Uni Innsbruck gibt es eine eigene Arbeitsgruppe, die sich auf die Altersbestimmung von Bäumen spezialisiert hat. Leiter der Gruppe für den Dendrochronologie genannten Fachbereich ist Professor Kurt Nicolussi. Nicolussi und seine Mitarbeiter vermessen mit Hilfe eines Mikroskops und Scanners die Breite der einzelnen Jahresringe und vergleichen sie mit bekannten Jahresringmustern.

Baumscheib Lärche mit Jahresringen

Werner Köck

Anhand des Profils der Jahresringe können Experten das genaue Alter eines Baumes feststellen

Ausgehend von Bäumen, von denen man weiß, wann sich der letzte Jahresring gebildet hat, würden Referenzserien ausgewertet und aufgebaut und mit älterem Holz in die Vergangenheit verlängert, erzählt Nicolussi. Älteres Holz stamme etwa aus Bauten und aus natürlichen Speichern wie Seen, Mooren und Gletschervorfeldern. Somit haben die Dendrochronologen im mittleren Alpenraum Jahresringmuster gesammelt, die etwas über 10.000 Jahre zurückreichen.

Weil die Innsbrucker Dendrochronologen eine reichhaltige Sammlung an alten Bäumen aus verschiedenen Regionen und aus verschiedenen Höhenlagen haben, können sie einen neuen Baumfund anhand der Jahresringmuster ganz genau einordnen und somit auch das Geburts- und Sterbejahr eines Baumes ermitteln.

Lärche

Florian Perle

Der Baum wird angesägt

Raues Klima im Außerfern

Einen großen Einfluss auf die Ausbildung der Jahresringe haben laut Nicolussi die Temperaturverhältnisse an einem Standort. Die Lärche dürfte laut den Ergebnissen der Dendrochronologen in einem relativ rauen Klima gewachsen sein, denn Nicolussi sagt: „Obwohl der Baum nur auf etwa 1.500 Meter gewachsen ist, zeigt er typische Muster wie Hochlagenlärchen aus den Zentralalpen, die auf 2.000 Meter Höhe gewachsen sind.“

Kasten

Florian Perle

Hauser hat sich aus dem leuchtend-rötlichen Lärchenholz diesen Kasten getischlert. Somit lebt die Lärche von 1392 im Haus des Finders in Hägerau als ganz besonderes Schmuckstück weiter.