Grüne Ikone rüffelt Tiroler Regierungs-Grüne

Freda Meissner-Blau und andere politische Urgesteine der Grünen haben am Donnerstag massive Kritik an den Parteikollegen in Tirol geübt. Es geht um die Zustimmung der Grünen zu den Tiroler Ausbauplänen der Wasserkraft. Diese Zustimmung sei ihr unbegreiflich, so Meissner-Blau.

Der WWF hat sich zum wiederholten Male gegen den Ausbau der Wasserkraft ausgesprochen - mehr dazu in WWF: Kraftwerks-Ausbau der TIWAG desaströs. Am Donnerstag holten sich die Umweltschützer Unterstützung von namhaften Grünen Urgesteinen wie Parteigründerin Freda Meissner-Blau sowie den Universitätsprofessoren und Hainburg-Kämpfern Bernd Lötsch und Peter Weish.

Sechs Großprojekte will der Landesenergieversorger TIWAG allein im Oberland umsetzen. Die Tiroler Landesregierung hat vor Monaten ein entsprechendes Maßnahmenpaket zum Ausbau der Wasserkraft beschlossen - mehr dazu in Landesregierung: Belastungsprobe Wasserkraft.

Besinnung auf „grüne Werte“

Dass die Grünen hierfür ihre Zustimmung gegeben haben, löst in Freda Meissner-Blau „Unbehaglichkeit“ aus. Sie befürchtet den Ausverkauf der Tiroler Flüsse durch die zahlreichen Kraftwerksvorhaben der TIWAG und erinnert die schwarz-grüne Koalition in Tirol an die Werte und den Erfolg von Hainburg: „Um das drohende Desaster zu verhindern, muss die Tiroler Landesregierung rasch das Maßnahmenpaket überarbeiten. Auch unser Tiroler Umweltminister Andrä Rupprechter, dessen Natur und Liebe zu Tirol bekannt ist, sollte gemeinsam mit der Tiroler Landesregierung nach Lösungsmöglichkeiten suchen und die Einwände ernst nehmen. Es ist mir als Grüne der ersten Stunde völlig unbegreiflich, dass sich die Grünen in Tirol auf eine derartige Vereinbarung einlassen“, so Meissner-Blau. Dass die Grünen die Koaltionsvereinbarung mit der ÖVP unterschrieben haben, eklärt sie sich mit der damaligen „Unerfahrenheit“ der jungen Kollegen.

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Lötsch: Energiewende bei weniger Stromverbrauch

Auch der ehemalige Direktor der Naturhistorischen Museums in Wien, Bernhard Lötsch, warnt vor dem schwarz-grünen Regierungsprojekt. Eine millionenschwere Propaganda der Elektrizitätswirtschaft missbrauche den Klimawandel und den Atomausstieg für die Wasserkraftwerbung. Die Energiewende beginne erst mit Einsparmaßnahmen auf der Verbraucherseite, so der Ökologe: „Das Tiroler Koalitionsabkommen gefährdet das Regierungsprojekt von Schwarz-Grün, dem unsere Hoffnung und Sympathie galt, und riskiert, unwiederbringliche Werte für die Zukunft zu verspielen.“

Weish: „Letzte Alpentäler nicht zubetonieren“

Der Umweltwissenschafter Peter Weish meinte, die noch vorhandenen, naturnahen Fließstrecken in Tirol seien unersetzlich. Man könne die letzten Alpentäler und Flusskilometer nicht mit der gleichen Fortschrittseuphorie zubetonieren, wie das früher geschah, so der Präsident des Forums Umwelt und Wissenschaft. Die oft genannte Energiewende erfordere in erster Linie die Ausschöpfung von Einsparungspotenzialen, so Weish: „Damals wie heute stellen wir klar: Umweltschutz kann nicht mit Naturzerstörung erkauft werden.“

Gebi Mair: „Nicht jedes Kraftwerk ist schlecht“

In einer Aussendung wischen die aus den eigenen Reihen stark kritisierten Tiroler Grünen die Kritik nicht vom Tisch. Man freue sich sogar, wenn sich Leute kritisch einbringen, so Klubobmann Gebi Mair. Er meinte allerdings auch: „Nicht jedes Kraftwerk ist ökologisch verträglich. Aber auch nicht jedes ist per se unverträglich.“ Wofür Freda Meissner-Blau in der Hainburger Au einst gekämpft hat, das erreiche man derzeit an der Isel. Der gesamte Fluss werde unter Schutz gestellt, so Mair.

„Mit unserer Regierungsbeteiligung stellen wir für die weiteren Entwicklungen sicher, dass unabhängige und transparente Verfahren im Sinne der Umwelt und eines ökologischen Ausbaus der Wasserkraft durchgeführt werden.“ Zum Klima zwischen den Gründungsmitgliedern der Grünen und den Tiroler Grünen, meinte Mair, LHstv. Ingrid Felipe habe noch vor der Presskonferenz in Wien mit Freda Meissner-Blau gesprochen und man werde sich in Kürze auf ein ausführliches Gespräch treffen. Die Gesprächsbasis sei also nicht verloren gegangen, so Mair.

ÖVP: „Ständige Nein-Sager bringen uns nicht weiter“

Auch die Tiroler ÖVP hat sich Donnerstag zu Wort gemeldet. Tirol brauche keine „alt-grünen Ordnungsrufe aus Wien“, so Labg. Martin Mayerl: „Unser oberstes Ziel ist die Energieunabhängigkeit Tirols bis zum Jahr 2050. Wir können diese Energieautonomie nur mit dem Ausbau von umweltfreundlichen erneuerbaren Energieträgern, allen voran mit Wasser und Sonne, erreichen. Ständiges Nein-Sagen und überzogene Vorschreibungen bringen uns in unserem Kampf gegen die Klimaerwärmung und fossile Energieträger wie Öl und Gas nicht weiter“, so Mayerl.