Abtreibung: Scheuer gegen Stöger-Vorstoß

Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer lehnt das Vorhaben von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) ab, Schwangerschaftsabbrüche auch im Westen Österreichs in öffentlichen Spitälern zu ermöglichen. Abtreibung sei nicht die Lösung, sondern ein schweres Unrecht.

Ziel der Gesundheits-, Sozial- und Rechtspolitik müsse vielmehr der Schutz des menschlichen Lebens und die Unterstützung der schwangeren Frau sein, so Scheuer in einer „Kathpress“ vorliegenden Stellungnahme am Samstag. Denn Abtreibung sei, obwohl in den ersten Monaten straffrei gestellt, immer noch ein „schweres Unrecht“ - auch nach der Gesetzeslage in Österreich. Scheuer wörtlich: „Abtreibung ist nicht die Lösung, sie ist ein Problem.“

Kein Arzt darf zu Abtreibung gezwungen werden

Stöger, dessen Ressortwechsel innerhalb der Bundesregierung in Kürze erwartet wird, hatte Ende Juli in Interviews mit Medien die Landeshauptleute Tirols und Vorarlbergs aufgefordert, wie in den anderen Bundesländern Abtreibungen in öffentlichen Spitälern zu ermöglichen - mehr dazu in Abtreibung: Stöger macht Druck auf Landeshauptleute. Die zuständigen ÖVP-Landes-Chefs stellten sich allerdings gegen die Pläne des Ministers. Der Innsbrucker Bischof schloss sich nun deren Argumentation an, kein Arzt dürfe gezwungen werden, gegen seine Gewissensentscheidung eine Abtreibung durchzuführen.

Reaktion der SPÖ

Dem widerspricht die Tiroler SPÖ in einer Reaktion. Sowohl Frauenvorsitzende Selma Yildirim als auch Klubobmann Gerhard Reheis bestehen auf der Möglichkeit einer Abtreibung in öffentlichen Krankenhäusern. In Tirol sei die Trennung von Kirche und Staat offenbar noch nicht selbstverständlich heißt es in einer Aussendung der SPÖ. Klubobmann Gerhard Reheis stellt darin weiter fest, er finde es ungeheuerlich, das Recht von Frauen auf ihren eigenen Körper infrage zu stellen. Hier brauche sich die Kirche nicht einzumischen.

Scheuer fordert neue Gewissensbildung

Zugleich forderte Scheuer die bei der Einführung der Fristenregelung 1975 versprochenen „flankierenden Maßnahmen“ ein. Schwangere würden mit der Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung oftmals allein gelassen, wies er hin. Oberste Priorität müsse deswegen die Beratung betroffener Frauen haben, durch die sie „aus einer Sackgasse heraus geholt werden und Wege zu einer Entscheidung für das Kind finden können“.

Sehr zu denken gibt dem Bischof - wie er mitteilte - die „Umkehrung des öffentlichen Bewusstseins in den vergangenen 40 Jahren“. Hier brauche es eine neue „Gewissensbildung“, die von der Gesellschaft und besonders von Christen vorangetrieben werden müsse.

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