Dietmar Schönherr auf Ibiza verstorben

Der Tiroler Schauspieler und Moderator Dietmar Schönherr ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 88 Jahren auf der Mittelmeer-Insel Ibiza verstorben. Schönherr engagierte sich nach seiner Künstlerkarriere mit seiner Hilfsorganisation in Nicaragua.

Schönherr sei im Alter von 88 Jahren in der Nacht zum Freitag auf Ibiza gestorben, sagte Roberto Deimel von Schönherrs Verein Pan y Arte in Münster der Nachrichtenagentur dpa. Er berief sich auf Informationen des behandelnden Arztes. Schönherr, der aus einer altösterreichischen Traditionsfamilie stammte, wurde am 17. Mai 1926 als Dietmar Schönherr Edler von Schönleiten in Innsbruck geboren und wuchs in Ried im Oberinntal auf. Er sei immer ein Tiroler geblieben, das Tiroler Oberland sei seine Heimat, sagte er 2008 anlässich einer Ehrung durch das Land Tirol:

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1938 übersiedelte die Familie nach Potsdam, wo Schönherr für den Film entdeckt wurde. 1943 stand er im UFA-Film „Junge Adler“ erstmals vor der Kamera. 1944 wurde er zum Kriegsdienst einberufen und desertierte im April 1945. Nach einem abgebrochenen Architekturstudium war er von 1947 bis 1952 Sprecher, Schauspieler, Regisseur und Reporter für den ORF.

Über seine Kindheit erzählt Dietmar Schönherr in der Radio Tirol Nahaufnahme bei Wolfgang Schopper:

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ORF-Beitrag aus dem Jahr 2011 anlässlich der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse in Wien:

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„Raumpatrouille Orion“ erreichte Kultstatus

Sein Durchbruch im Film gelang ihm 1955 mit „Rosenmontag“, spätestens mit Werken wie „Schachnovelle“ (1960) oder „Ferien mit Piroschka“ (1966) wurde er populär. Zu wirklichen Höhenflügen setzte seine Karriere als Darsteller dann in den 60er-Jahren an, als der Tiroler in der Rolle des Kommandanten McLane in der Serie „Raumpatrouille Orion“ parallel zum „Star Trek“-Fieber die heimische Variante der Sternenreisen vollführte - und damit heute Kultstatus unter Sci-Fi-Fans erreicht hat.

Die Filmszene aus dem Science-Fiction-Klassiker "Raumpatrouille Orion" mit Dietmar Schönherr

APA/Bavaria_Film_GmbH

Die Filmszene aus dem Science-Fiction-Klassiker „Raumpatrouille Orion“ zeigt (v.l.) Leutnant Mario de Monti (Wolfgang Völz), Major Cliff Allister McLane (Dietmar Schönherr), Leutnant Tamara Jagellovsk (Eva Pflug) und Leutnant Hasso Sigbjoernson (Claus Holm) in ihrem Raumschiff (Archivbild von 1965).

Später moderierte Schönherr unter anderem gemeinsam mit seiner Frau Vivi Bach die Fernsehshow „Wünsch Dir was“ und ab 1973 die erste Talkshow im deutschsprachigen Fernsehen, „Je später der Abend“. Er spielte in über 100 Kinofilmen mit, machte Hunderte von Fernsehproduktionen, spielte Theater und war darüber hinaus als Synchronsprecher von Größen wie James Dean, Sydney Portier oder Steve McQueen und als Schriftsteller und Regisseur tätig.

Dietmar Schönherr und Vivi Bach

APA/dpa

Dietmar Schönherr im Jahr 1970 mit seiner Ehefrau Vivi Bach, die im April 2013 gestorben ist.

Mitbegründer der Tiroler Volksschauspiele

Zudem war Schönherr Mitbegründer der Tiroler Volksschauspiele, zunächst in Hall, und ab 1982 in Telfs. 1983 inszenierte er etwa „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr, mit dem er übrigens nicht verwandt war. Bis ins hohe Alter blieb Schönherr dem kreativen Arbeiten treu und verkörperte zuletzt 2006 in einem Dokudrama Sigmund Freud.

Soziales Engagement in Nicaragua

Wichtiger noch als sein künstlerisches Schaffen war Schönherr selbst allerdings sein soziales Engagement. Nachdem er Anfang der 1980er Jahre die deutsche Friedensbewegung unterstützt hatte, engagierte er sich vor allem in Nicaragua. In dem mittelamerikanischen Land baute er gemeinsam mit dem Dichter Ernesto Cardenal in der Stadt Granada die Casa de los Tres Mundos auf, ein Kulturzentrum für Kinder und Jugendliche.

„Brot und Kunst das Wichtigste“

Das Haus gehört heute zu den bekanntesten Einrichtungen seiner Art in Mittelamerika. Um das Projekt zu finanzieren, gründete Schönherr eine Stiftung, aus der 1994 der Verein Pan y Arte hervorging. Dessen Name (Brot und Kunst) geht auf ein Zitat Schönherrs zurück: „Brot und Kunst sind die wichtigsten Lebensmittel des Menschen. Wir kümmern uns um beides.“

Dietmar Schönherr und Günther Platter

Land Tirol

Dietmar Schönherr erhielt 2008 das Verdienstkreuz des Landes Tirol, überreicht von LH Günther Platter.

Am 24. November 2011 wurde Schönherr das Österreichische Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse in Wien verliehen. Bereits 2008 erhielt er das Verdienstkreuz des Landes Tirol. „Tirol hat einen vielseitigen Künstler verloren, der in seiner langjährigen Karriere die Herzen der Menschen nicht nur als Schauspieler, Regisseur, Moderator, Schriftsteller und Sänger, sondern auch durch sein großes soziales Engagement eroberte. Mit seinem großen schauspielerischen Können prägte er nicht nur die internationale Fernseh- und Theaterlandschaft, sondern auch das Tiroler Kulturleben“, würdigten Landesrätin Beate Palfrader und Landeshauptmann Günther Platter (beide ÖVP) den Verstorbenen in einer Aussendung.

Auch in der Tiroler SPÖ herrscht nach Schönherrs Tod Betroffenheit. Schönherr habe Bruno Kreisky 1970 im Wahlkampf unterstützt und sei lange Zeit in freundschaftlichem Kontakt mit Tiroler SPÖ-Politikern gestanden, heißt es. „Dietmar Schönherr war sowohl in seinem künstlerischen Schaffen als auch in seinem politischen Engagement ein mutiger Mann und Vorbild“, sagt der Tiroler SPÖ-Vorsitzende Ingo Mayr.

ORF-Programm in memoriam Dietmar Schönherr

Nach dem Tod des Schauspielers Dietmar Schönherr ändert der ORF sein Programm. ORF 2 zeigt am Sonntag (20.7.) um 14.10 Uhr die Doku „Gefällt euch, was ihr wollt? Dietmar Schönherr - Ein Leben ohne Fassade“ und anschließend um 14.55 Uhr „Rosamunde Pilcher: Die Rose von Kerrymore“. Am kommenden Wochenende folgt am Samstag (26.7.) um 13.15 Uhr der Klassiker „Sein bester Freund“ (1962).

Die Porträt-Doku war 2006 anlässlich Schönherrs 80. Geburtstag produziert worden und zeigt ihn unter anderem mit seiner 2013 verstorbenen Ehefrau Vivi Bach in ihrem Haus auf Ibiza. In der Pilcher-Verfilmung „Die Rose von Kerrymore“ ist Schönherr als eigenwilliger Lord Kerrymore zu sehen, der es mit einer erbbegierigen Schwester zu tun hat. Im Heimatfilm „Sein bester Freund“, dem letzten Regiewerk von Luis Trenker, gaben Schönherr, Trenker und Toni Sailer eine Gruppe abenteuerlustiger Bergsteiger.

Auch Ö1 gedenkt Schönherr mit einer Programmänderung und sendet bereits heute, Freitag, um 16 Uhr unter dem Titel „Ich bin ein Träumer, der die Welt verbessern will“ ein „Menschenbild“ über seine frühen Schauspielerfolge und seinen Einsatz für Menschen in Nicaragua.

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