Männer in Kindergärten verändern Bubenverhalten

Eine Studie der Universität Innsbruck hat gezeigt, dass der Einsatz von männlichen Kindergartenpädagogen das Verhalten von Buben beeinflusst. Diese würden dadurch interessierter an Kontakten, aktiver und weniger angepasst.

Mädchen verhalten sich gegenüber männlichen und weiblichen Kindergartenpädagogen weitestgehend gleich. Das hat die Videoanalyse bei der Studie ergeben. Bei den Burschen zeigten sich indes „deutliche Differenzen“: Sie suchten der Studie zufolge fast durchgehend öfter Anschluss und Kontakt zu den männlichen Fachkräften. Statistisch signifikante Unterschiede zu Pädagoginnen gab es in den Bereichen „Interesse an Kommunikation und affektivem Austausch“, „Freude an Körperkontakt“ und „Streben nach exklusiver Aufmerksamkeit“.

Große Unterschiede, wenn Vaterfigur kaum vorhanden

Außerdem wurden die Auswirkungen der Präsenz männlicher Pädagogen auf das Spiel- und Sozialverhalten der Kinder untersucht. Auch hier wurden nur bei den Burschen Unterschiede im Verhalten festgestellt: Sie zeigten bei gemischtgeschlechtlichen Fachkräfteteams deutlich extrovertierteres Verhalten, bewegten sich mehr, waren aktiver und weniger „angepasst“. Die Forscher konnten durch Zusammenführung aller Untersuchungsdaten bei 21 Fallstudien außerdem gerade bei jenen Burschen Verhaltensunterschiede festmachen, „die real kaum von einer präsenten Vaterfigur profitieren konnten“.

Studie in Kindergärten in Tirol und Salzburg

Diese Ergebnisse einer Pilotstudie wurden in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Erziehung und Unterricht“ veröffentlicht. Durchgeführt wurde sie von Forschern um Josef Christian Aigner vom Institut für psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung an der Universität Innsbruck in Kindergärten in Tirol und Salzburg. Dabei waren fünf Fachkräfteteams rein weiblich, in fünf gab es auch Männer.

Herzstück der Studie war die Analyse von Videoaufnahmen aus dem Gruppenalltag bei 30 „Zielkindern“, die zusätzlich im Einzelsetting mit Playmobil-Figuren alltägliche Konfliktthemen nachgespielt haben. Bei je fünf männlichen und weiblichen Pädagogen wurde das konkrete pädagogische Verhalten beobachtet.

Außerdem wurden die 22 Erzieherinnen und Erzieher in Fragebögen zu beruflicher Qualifikation und Erfahrung und ihrer Einschätzung von Verhalten und Beziehung einzelner Kinder befragt. Ebenso erhoben wurde die familiären Hintergrundsituation (sozioökonomischer Status, Aufgabenteilung der Eltern etc.) der 206 Eltern von insgesamt 163 Kindern.

„Mann-Junge-Effekt“

Wieso es zum beobachteten „Mann-Junge-Effekt“ kommt, konnte in der Studie noch nicht umfassend geklärt werden. Befürchtungen, dass der Einsatz von mehr männlichen Kindergartenpädagogen zu einer Verfestigung oder Wiederaufrichtung konventioneller männlicher Geschlechterrollenklischees beitragen könnte, weisen die Autoren zurück: Das scheine „einer durch nichts belegbaren genderideologischen Voreingenommenheit zu entspringen.“ Vielmehr könnte, so die Hoffnung der Wissenschaftler, der „Mann-Junge-Effekt“ bei entsprechender gendersensibler Ausbildung des Personals genutzt werden, um für die Burschen wichtige „korrigierende und modifizierende pädagogische Schritte zu setzen“.

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