Weltflüchtlingstag: Heim in Gries bleibt

Trotz aller Einwände hält das Land am geplanten Asylheim in Gries am Brenner fest. Im ORF-Gespräch anlässlich des Weltflüchtlingstages kündigte Soziallandesrätin Christine Baur (Grüne) auch eine verbesserte Betreuung junger erwachsener Flüchtlinge an.

Zum Weltflüchtlingstag gab es auch Statements der Kirche. Bischof Manfred Scheuer appellierte, die persönlichen Schicksale von Flüchtlingen nicht zu vergessen. Die Initiative Bleiberecht machte vor allem auf die Situation von Flüchtlingen aus Syrien aufmerksam.

Zusätzliche Betreuung für junge Erwachsene

Im Tirol heute-Studio ging Soziallandesrätin Christine Baur auf die spezielle Problematik unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge ein. An ihrem 18. Geburtstag werden sie schlagartig aus einer unterstützten Situation ihrem eigenen Schicksal überlassen. Im Erwachsenen-Asylheim sollen diese jungen Erwachsenen künftig zusätzliche Betreuung erhalten. In der Flüchtlingsfrage bremse der Koalitionspartner nicht, führte Baur aus, der hohe Tiroler Standard in der Flüchtlingsbetreuung sei auch vom UNHCR bestätigt. Die Besiedelung des geplanten Flüchtlingsheimes in Gries am Brenner werde eventuell nicht Ende Juni, sondern erst Anfang Juli stattfinden, daran zu rütteln sei aber nicht. Am Beginn des Gespräches ging es um die spezielle Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge.

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Kirche argumentiert mit Bibel

Bischof Manfred Scheuer erinnert anlässlich des 20. Weltflüchtlingstags an die biblischen Werte und Traditionen wie Gastrecht, Asylrecht und Gastfreundschaft. Soziallandesrätin Christine Baur spricht sich gegen eine Verknüpfung von Asyl, Zuwanderung und Integration mit Fragen der Sicherheit aus. Dies schüre Ängste und Ablehnung in der Bevölkerung an Stelle von gebotener Empathie.

Der Gastgeber ist auch der Beschenkte

Die Gastfreundschaft sei von Gott aufgetragen, so Bischof Scheuer, der aus der Bibel zitiert: „Von Gott her ist uns die Gastfreundschaft aufgetragen. Gastrecht, Asylrecht und Gastfreundschaft sind für die biblische Tradition insgesamt von entscheidender Bedeutung. Weil der Mensch nur Gast auf Erden ist (Ps 119,19; Phil 3,20; Hebr 13,14), soll er andere, die als Fremde zu ihm kommen, gastfreundlich aufnehmen. Im biblischen Verständnis ist es Gott selbst, der an die Tür klopft (Offb 3,20). Und ‚vergesst die Gastfreundschaft nicht‘ (Hebr 13,2). Der Gastgeber als auch der Gast sind Gebende und Nehmende, Schenkende und Beschenkte.“

Negativrekord an Flüchtlingen

Auch heuer wieder sei aufgrund der anhaltenden Krisen in Syrien, der Zentralafrikanischn Republik und im Südsudan mit einem Negativrekord an Flüchtlingen zu rechnen, meint Soziallandesrätin Baur: „Über die Debatte um Zahlen und Kontingente dürfen wir aber nicht die Menschen dahinter und ihr persönliches Schicksal vergessen. Gewalterfahrungen, zerstörte Familien und Perspektivenlosigkeit sind nur einige der traurigen Geschichten, von denen Flüchtlinge zu berichten haben.“

In Tirol sind derzeit 1.700 Flüchtlinge untergebracht. Doch das Land muss Platz für weitere Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind, schaffen - mehr dazu in Tirol Schlusslicht bei Aufnahme von Flüchtlingen. Eine weitere Unterkunft ist in Gries am Brenner geplant. Doch die Skepsis ist in der Bevölkerung groß - mehr dazu in Weiter Diskussion über Flüchtlingsheim Gries.

Tirol ist zunehmend mit Menschen konfrontiert, die illegal von Italien aus kommend einreisen. Viele geben ihr letztes Geld, um von Schleppern nach Deutschland oder Schweden gebracht zu werden. Laut jüngstem Schlepperbericht des Innenministeriums wurden allein im Bezirk Innsbruck-Land 3.000 Menschen von der Polizei aufgegriffen und nach Italien zurückgeschoben.

Schnellere Verfahren gefordert

Die Initiative Bleiberecht, ein Zusammenschluss von 30 Organisationen, die für die Anliegen von Flüchtlingen eintreten, legt ihr Hauptaugenmerk am Weltflüchtlingstag auf die Situation von Flüchtlingen aus Syrien. Viele syrische Flüchtlinge müssten in Tirol bis zu ein Jahr lang auf einen Termin beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl warten. Die Initiative Bleiberecht fordert deshalb schnellere Verfahren. Zumal Flüchtlinge aus Syrien aufgrund der Situation in ihrer Heimat einen Aufenthaltstatus bekommen müssten.

Die Initiative Bleiberecht tritt auch dafür ein, dass syrischen Flüchtlingen sichere Wege nach Europa offen stehen. Asylwerber aus Syrien brauchen wie andere auch Zugang zum Arbeitsmarkt, Bildung und sozialen Leistungen. Sie fordert weiters, ein gesichertes Bleiberecht für dauerhaft in Österreich lebende Menschen.

Umbrella March

Initiative Bleiberecht

250 Menschen nahmen Freitagnachmittag beim Umbrella March durch Innsbruck teil.

Flüchtlingsfest vor Landestheater

Freitagnachmittag spannte die Initiative beim „Umbrella March“ einen symbolischen Schutzschirm. „In Zeiten, in denen wir nachwievor für Banken Schutzschirme aufspannen, soll gezeigt werden, dass es wichtiger ist, für die Interessen und Rechte geflüchteter Menschen Partei zu ergreifen“, hieß es in einer Pressekonferenz. Danach fand vor dem Innsbrucker Landestheater das Weltflüchtlingsfest statt.

Der Schlepperbericht 2013 des Innenministeriums

Der Weltflüchtlingstag des UNHCR

Die UN-Vollversammlung hat den 20. Juni zum zentralen internationalen Gedenktag für Flüchtlinge ausgerufen. Dieser Tag wird in vielen Ländern von Aktivitäten und Aktionen begleitet, um auf die besondere Situation und die Not von 50 Millionen Flüchtlingen aufmerksam zu machen. Der Weltflüchtlingstag ist den Flüchtlingen, Asylsuchenden, Binnenvertriebenen, Staatenlosen und Rückkehrern auf der ganzen Welt gewidmet, um ihre Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem besseren Leben zu würdigen.

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