Mickrige Bezahlung: Gerichte finden keine Gutachter

Das Landesgericht Innsbruck findet keine Experten für Psychiatrischen Gutachten mehr. Grund ist die schlechte Bezahlung. 196 Euro bekommt ein hochqualifizierter Psychiater für ein Sachverständigengutachten. Auch andere Gerichte sind vom Gutachtermangel betroffen.

Heidi Kastner

Tom Öttle

Heidi Kastner

Eine der renommiertesten Psychiaterinnen Österreichs ist Heidi Kastner. Sie hat die Gutachten etwa im Fall Fritzl, im Goldmordprozess oder im Mordfall Larissa erstellt. 196 Euro für ein aufwendig erstelltes Gutachten nennt sie „beschämend“. Es seien teilweise für den Fortgang des Verfahrens relevante Expertisen, wo es um Teile des Lebens von anderen gehe.

Arbeit ist auch riskant

Bei einfacheren Fällen dauert die Arbeit für ein Gutachten zehn bis 14 Stunden. Bei größeren Fällen sind es oft Tage hochkomplexer und schwieriger Arbeit. Kastner sagt, um den Betrag würden weder eine Sekretärin oder eine Reinigungskraft tätig werden. Ihr Steuerberater bezeichne ihre gutachterliche Tätigkeit aufgrund dieses Betrages als „Liebhaberei“.

Neben der geringen Entlohnung ist mit der Arbeit auch ein Risiko verbunden. Nämlich, wie Kastner sagt, „durch Sonne, Mond und Sterne geklagt zu werden, auch wenn das zum Schluss nirgends hingeht, weil man sorgfältig gearbeitet hat.“

Ungleichgewicht zu Wirtschaftsfällen

Im Hypo-Alpe-Adria-Fall bekommen Sachverständige pro Tag 3.000 bis 4.000 Euro. Ein Experte der bei Gewalt oder Kindesmissbrauch ein Gutachten erstellen muss, das zentral dafür ist, ob die Strafe gering oder lebenslang ausfällt, bekommt dafür 196 Euro.

Kastner sagt, viel Wert seien Belange, in denen es um wirtschaftliche Interessen gehe. Belange, wo es um Leib und Leben gehe, seien relativ wenig Wert. Auf die Frage, warum sie dann überhaupt noch Gutachten verfasse, sagt Kastner: „Weil es für mich immer noch das Spannendste ist, das es gibt.“ Viele Experten können sich die Arbeit für das Gericht aber nicht mehr leisten, weil sie Geld zum Leben verdienen müssen. Eine Reform der Bezahlung ist seit langem im Gespräch, geplant ist derzeit eine Aufbesserung der Entlohnung im Jahr 2015.