Tirol verliert seine Biosphärenparks

Tirol verliert seine beiden Biosphärenparks Gossenköllesee und Gurgler Kamm. Die Gebiete im Kühtai und in den Ötztaler Alpen erfüllen nicht mehr die Anforderungen der UNESCO an einen Biosphärenpark. Sie zählten im Jahr 1977 zu den ersten Biosphärenparks.

Diese Biosphärenparks der „1. Generation“ waren vornehmlich auf den Schutz und die Erforschung ausgewählter Ökosysteme fokussiert. Moderne Biosphärenparks der „2. Generation“ müssen eine Reihe weiterer Anforderungen erfüllen, dazu gehören beispielsweise eine Dreifach-Zonierung in Kern-, Puffer- und Entwicklungszone, das Vorhandensein eines aktiven Managements sowie der Fokus auf nachhaltige Entwicklung, Schutz der natürlichen Vielfalt, Forschung und Partizipation der lokalen Bevölkerung.

Mensch wird jetzt mehr einbezogen

1995 wurde beschlossen, Siedlungsgebiete nicht aus einem Biosphärenpark auszuschließen, sondern der lokalen Bevölkerung eine wichtige Rolle zukommen zu lassen. Menschen sollen im Biosphärenpark so leben und wirtschaften, dass sie ihre natürliche Umgebung langfristig erhalten. Seither müssen alle Biosphärenparks unter anderem eine Dreifach-Zonierung aufweisen.

Der Gossenköllesee bei Sonnenaufgang

ÖAW

Der Gossenköllesee unterm Pirchkogel im Kühtai verliert seinen Status

Weil die beiden Tiroler Parks diese Bedingungen nicht erfüllen, beschloss das Österreichische Nationalkomitee für das UNESCO-Programm „Man and the Biosphere“ (MAB) die beiden Gebiete von der Liste des weltweiten UNESCO-Biosphärenparknetzwerks nehmen zu lassen, heißt es in einer Aussendung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Nur mehr hochwertige Parks

Das Lenkungsgremium des MAB-Programm hatte im Jahr 2012 beschlossen, den Fokus auf ein hochqualitatives weltweites Biosphärenparknetzwerk zu legen, das ab Ende 2014 ausschließlich aus modernen Biosphärenparks der 2. Generation bestehen soll. Solche alten Zuschnitts müssen entweder neu zoniert oder falls dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich ist, von der Liste des Weltbiosphärenparknetzwerkes gestrichen werden.

Landesrätin bedauert Entscheidung

Die Tiroler Landesregierung hat die Entscheidung, die beiden Gebiete von der Liste des globalen Netzwerks von UNESCO-Biosphärenparks zu nehmen, „sehr bedauert“. Die verlangte Änderung der Zonierung habe „leider nicht umgesetzt werden“ können, hieß es in einer Stellungnahme aus dem Büro der zuständigen Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) am Montag.

Die beiden Biosphärenparks seien mit der verlangten Dreifach-Zonierung in Kern-, Puffer- und Entwicklungszone „schwer in Einklang zu bringen“. Der Gossenköllesee ist mit einer Fläche von rund 85 Hektar das „kleinste Biosphärenreservat der Welt“, hieß es. Wissenschaftliche Forschung war hier „seit jeher das vordringlichste Ziel“. Eine Dreifach-Zonierung mit einer Mindestflächenausdehnung von 15.000 Quadratkilometern sei bei dem am Rande eines schon lange bestehenden Skigebietes gelegenen Biosphärenpark nicht möglich gewesen.

Beim zweiten Gebiet, dem Gurgler Kamm, seien „zahlreiche Gespräche mit der Wissenschaft und den lokalen Interessenten sowie der Schutzgebietsbetreuung“ geführt worden. „Einhelliges“ Ziel war es laut der Landesregierung aber, der seit einigen Jahren sehr erfolgreichen Fokussierung auf den Naturpark den Vorzug zu geben.