„Geheime“ Anti-BBT-Studie aufgetaucht

Eine von Medizinern der Universität Innsbruck erstellte Studie zeigt wenig positive Effekte für Gesundheit und Umwelt durch den Bau des Brenner-Basistunnels (BBT). Diese Studie wurde jetzt auf Druck italienischer Parlamentarier online veröffentlicht.

Im Jahr 2004 hatte die BBT-Gesellschaft die Studie an der Medizinischen Universität Innsbruck in Auftrag gegeben. Zwei Jahre lang setzte man sich dort mit den Auswirkungen des Großprojekts in Bezug auf Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen auseinander. Auch eine Kosten-Nutzen-Analyse wurde durchgeführt. Alles in allem kamen die Studienautoren damals zu einem wenig positiven Ergebnis den Bau des Brenner-Basistunnels betreffend.

Die Studie wurde nie veröffentlicht, berichtet der Studien-Koordinator des internationalen Wissenschafter-Konsortiums, Peter Lercher, vom Institut für Sozialmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Teile der Studie seien in Kurzform vorübergehend auf der Homepage der BBT-Gesellschaft gewesen.

Studie zum Herunterladen

Dass sie jetzt öffentlich gemacht wurde, nämlich auf der Seite des italienischen Oppositionspolitikers Beppe Grillo, sei dem Druck einiger italienischer Parlamentarier auf die Regierung zu verdanken. Die Studie kann hier via Google heruntergeladen werden.

Die BBT-Gesellschaft weist darauf, dass es sich dabei nicht um eine Geheimstudie handle. Die Studie sei im Zuge der Umweltverträglichkeitserklärung gemacht worden. Wann und in welchem Ausmaß die Studie nach Fertigstellung veröffentlicht worden sei, lasse sich nicht mehr eruieren. Die Studienergebnisse seien allerdings überholt, weil das Tunnelprojekt ja ständig weiterentwickelt werde.

Kaum geringere Schadstoffbelastung zu erwarten

Laut Studie würde durch den Tunnelbau die durch den Schwerverkehr bedingte Schadstoffbelastung und Luftverschmutzung nicht sinken. Vielmehr würden Stickoxid- und Kohlendioxidbelastung wohl nicht merklich zunehmen, wenn der Tunnel einmal in Betrieb ist. Verringert würde sie durch die Röhren allerdings auch kaum oder nur unmerklich, weil nur ein Teil des neuen bzw. zusätzlichen Schwerverkehrs in den Tunnel verlagert würde.

Auch der Straßengüterverkehr werde nicht verringert, wenn die 50 Kilometer langen Röhren irgendwann nach 2025 befahrbar werden. Bis zur endgültigen Fertigstellung aller Arbeiten und Zubringerstrecken im Jahr 2040 würden auf der historischen Brenner-Scheitelstrecke weiterhin täglich 84 (von derzeit 130) Züge täglich fahren. Daher werde der Lärmpegel weiterhin jenseits von 65 Dezibel liegen und damit gesundheitsschädlich sein. Die Lärmbelastung bis dahin werde jedenfalls größer sein als von Tunnelbefürwortern behauptet.

Gurgiser sieht sich durch Studie bestätigt

Nicht überrascht vom Ergebnis der Studie zeigte sich Transitforum-Chef Fritz Gurgiser gegenüber tirol.ORF.at. Das bestätige im Wesentlichen das, was das Transitforum seit Jahren kritisiere. Wer nur Steuergeld in Milliardenhöhe „verlagere“, subventioniere zwar internationale Baukonzerne, entlaste aber die lokale Bevölkerung nicht und investiere zudem genau in den Bereich, der am wenigsten Beschäftigung und daher auch am wenigsten Steuer- und Abgabenrückflüsse mit sich bringe, kritisierte Gurgiser.

In einer Zeit, in der die Staatsschulden immer schneller steigen würden, sei der BBT „wohl die größte Fehlinvestition der Zweiten Republik“. Das Projekt habe nichts „mit einer längst überfälligen und notwendigen Reduktion von Transitbelastungen“ zu tun, meinte Gurgiser.

Klar sei einiges überholt, sagt Studien-Koordinator Lercher. Aber der Großteil der Studie - der erhobene Ist-Zustand in Bezug auf Nachhaltigkeit oder Gesundheit - sei unverändert.

Links: