Geringfügige: ÖGB fordert volle Versicherung

Gewerkschaft und Arbeiterkammer kritisieren seit Jahren, dass immer mehr Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen tätig sind oder sein müssen. Der ÖGB Tirol verlangt eine Abschaffung der geringfügigen Beschäftigungen, bei denen die Arbeitnehmer nur unfallversichert sind.

Jeder Beschäftigte müsse künftig voll versichert sein, fordert ÖGB-Chef Otto Leist. Mehr als 30.000 Beschäftigte in Tirol sind nur geringfügig angestellt. Das sind knapp zehn Prozent aller Arbeitnehmer.

Das heißt, dass die Betroffenen weniger als 395 Euro im Monat verdienen. Für sie gibt es zwar eine gesetzliche Unfallversicherung - aber keine vorgeschriebene Kranken-, Pensions- und Arbeitslosenversicherung. Mit allen Nachteilen, die damit verbunden sind, wie der Tiroler ÖGB kritisiert. Bei längerer Krankheit oder plötzlicher Arbeitslosigkeit fehle dann die Absicherung, meint ÖGB-Chef Otto Leist - ebenso dann im Alter.

Betroffen seien in erster Linie Frauen

Die Tendenz zu geringfügig Beschäftigten sei vor allem in weiblich dominierten Branchen wie Handel oder Tourismus festzustellen, so der ÖGB. Die Gewerkschaft verlangt deshalb, dass die Betroffenen ab der ersten Arbeitsstunde voll versichert werden. Die bestehende freiwillige Kranken- und Pensionsversicherung sei keine Lösung. Den Selbstversicherungsbeitrag von knapp 56 EURO könnten sich Betroffene nämlich nicht leisten.

Verhandlungsabbruch bei Tourismus-KV

Im Tourismus verschärft sich jetzt auch der Ton bei den Kollektivvertragsverhandlungen. Die Gespräche sind gestern vorerst abgebrochen worden - und zwar von Arbeitgeberseite, kritisiert die Gewerkschaft. Die Forderungen der Arbeitgeber seien inakzeptabel gewesen. Sie hätten als Vorbedingung eine Verschlechterung bei den Arbeitsbedingungen verlangt wie einer Verkürzung der Nachtruhe-Zeit, beanstandet die Gewerkschaft VIDA in Tirol. Die Gewerkschafts-Vorschläge für eine bundesweit einheitliche Entlohnung seien damit blockiert. Die Tiroler Gastgewerbe- und Tourismus-Beschäftigten würden so vorerst weiterhin weniger verdienen als ihre Kollegen in anderen Bundesländern.