Militante Tierschützerin verurteilt

Ein Gericht im englischen Winchester hat am Donnerstag eine militante Tierschützerin zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Frau soll auch für den Brandanschlag auf das Jagdhaus des ehemaligen Novartis-Chefs Daniel Vasella in Bach im Lechtal verantwortlich sein.

Debbie Vincent - 1962 als Mann unter dem Namen Paul Rogers geboren - soll die berüchtigte Gruppierung „Stop Huntingdon Animal Cruelty“ (SHAC) als deren Sprecherin angeführt haben. Das Gericht achtete es als erwiesen an, dass die ehemalige Soldatin an einer Einschüchterungskampagne gegen ein britisches Tierlabor sowie gegen dessen Kunden und Zulieferer in Deutschland und der Schweiz beteiligt war.

Labors und Firmen terrorisiert

Zehn Jahre lang hatten die Tierschützer nach Angaben der Staatsanwaltschaft das Tierlabor HLS in Cambridge sowie Kunden und Zulieferer regelrecht terrorisiert, um die Schließung des Labors und ein Ende der Tierversuche zu erzwingen. Betroffen war auch der Pharmariese Novartis, ein langjähriger Geschäftspartner des britischen Tierlabors.

Ende Juli 2009 wurde die Grabstätte der Familie Vasella in Chur geschändet und die Urne der Mutter des damaligen Novartis-Chefs entfernt. Sie tauchte nie mehr auf. Eine Woche später, in der Nacht auf den 3. August 2009, wurde Daniel Vasellas Jagddomizil im Tiroler Lechtal abgefackelt. Der Novartis-CEO, der im Februar 2010 von der Geschäftsleitung zurücktrat, bedauerte vor allem, dass seine Kinderbücher verbrannt waren. Er ließ das schwerbeschädigte Anwesen wieder aufbauen und geht weiter in Bach auf die Jagd.

Todesdrohungen und Sprengsätze

Andere Mitarbeiter von Novartis und weiteren Firmen, die eine Geschäftsbeziehung zu HLS hatten, wurden von den militanten Tierschützern fälschlicherweise der Pädophilie bezichtigt. Die Gruppierung deponierte auch selbst gebaute Sprengsätze unter deren Autos und verschickte Todesdrohungen.

Richter Keith Cutler sagte nun bei der öffentlichen Verkündung des Strafausmaßes - Vincent war bereits Ende März schuldig gesprochen worden - , es gebe nichts, das derlei Angriffe rechtfertige. Die Angeklagte habe außerdem die „terroristischen und schändlichen Aktionen“ der Gruppe während des Prozesses weder verurteilt noch eine Spur der Reue gezeigt.

Bereits 2009 waren sieben SHAC-Mitglieder wegen der Kampagne zu insgesamt 50 Jahren Haft verurteilt worden. Danach wurde Vincent Sprecherin der Gruppe, bis sie 2012 ebenfalls festgenommen wurde.