Imkern in der Stadt - das geht!
Das Bienensterben sorgt in zunehmendem Maß für Schlagzeilen. Nicht ohne Grund, denn immerhin zählt die Honigbiene auf Grund ihrer enormen Bestäubungsleistung nach Rind und Schwein zu den wichtigsten Nutztieren in Westeuropa. So traurig und wahr die Schlagzeilen auch sind, in der Bevölkerung haben sie das Interesse für die Bienenzucht zusätzlich geweckt. In ganz Österreich ist die Zahl der Imker wieder auf über 25.000 angestiegen – für die Verbreitung der Honigbiene eine erfreuliche Entwicklung.
Tirol heute Beitrag vom 16.4.2014:
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Ohne Imker kaum mehr Bienen
Der größte Feind unserer Honigbiene ist die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe. Sie beißt sich bereits im Larvenstadium in den Körper der Biene und würde sich ohne Eingreifen des Imkers ungehindert vermehren. Nach spätestens drei bis vier Jahren würde ein unbehandeltes Bienenvolk kollabieren. Deshalb ist die Zahl von wild lebenden Bienenvölkern in Westeuropa in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich zurückgegangen. Pestizide oder gebeiztes Saatgut haben Bienenvölker zusätzlich belastet.
Mittlerweile gibt es fast kein Bienenvolk mehr, das nicht an dieser Varroose leidet. Umso wichtiger ist eine steigende Zahl an Jungimkern, die den Fortbestand der Honigbiene gewährleisten. Behandelt werden dürfen die Bienenvölker gegen die Varroose übrigens nur mit biologisch Mitteln, wie etwa Ameisen- oder Oxalsäure. Giftige Chemikalien sind in Österreich in der Bienenzucht tabu.
Imker werden ist nicht schwer…
„Ich würde gerne Bienen halten, aber wie geh ich das an?“ Mit dieser Frage sehen sich zum Glück immer mehr örtliche Bienenzuchtvereine und Landesverbände konfrontiert. Dort sind Interessierte auch bestens aufgehoben, denn sie bieten Aufklärung, geben Ratschläge, helfen bei der Suche nach einem Standort und stellen nicht selten einen sogenannten „Imkervater“. Dieser betreut einen Jungimker in den ersten Jahren und hilft ihm dabei die Kunst der Bienenzucht zu erlernen. Unerlässlich ist aber für einen Jungimker, dass er sich selbst fortbildet – mit Fachliteratur und im Idealfall in Kursen, die die Landesverbände in ganz Österreich regelmäßig anbieten.
Bevor man sich aber dazu entscheidet, Bienen zu halten, sollte man sich dessen bewusst sein, dass es sich dabei um Lebewesen handelt, die mit einem Haustier nicht zu vergleichen sind. Die Bienenzucht beansprucht – je nach Anzahl der Völker - vor allem im Frühjahr und im Sommer Zeit und ein gewisses Maß an Flexibilität. Die Biene richtet sich nämlich nicht nach Dienstplänen oder Urlaubszeiten. Sie richtet sich ausschließlich nach dem Wetter und das ist bekanntlich immer für Überraschungen gut.
Imkern auch in der Stadt möglich
Eine der wichtigsten Entscheidungen bei der Bienenzucht ist der richtige Standort für die Bienenvölker. Wo diese aufgestellt werden dürfen, ist landesgesetzlich geregelt. In Tirol beispielsweise darf man unter Einhaltung gewisser Mindestabstände zu Nachbarn praktisch überall ein Bienenvolk aufstellen, sofern es die Ortsüblichkeit nicht übersteigt. Das heißt, dass es auch in der Stadt möglich ist, Bienen zu halten.
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Weil Bienen im Gegensatz zu Wespen oder Hornissen reine „Pflanzenfresser“ sind, suchen sie auch nicht die Nähe des Menschen, etwa am reich gedeckten Frühstückstisch. Sie sind rein an Blüten, Pollen oder Honigtau interessiert und diese gibt es in den Parkanlagen, Gärten und Alleen der Städte oft zur Genüge. „Das Trachtangebot in Städten ist teilweise reichhaltiger als am Land“, weiß der Honigreferent des Bienenzuchtverbandes Tirol, Martin Ennemoser. Wichtig für jeden Imker ist – vor allem wenn seine Bienen in bebautem Gebiet stehen – ein gutes Einvernehmen mit den Nachbarn. Mit Aufklärungsarbeit und dem ein oder anderen Glas Honig lässt sich dies aber in der Regel erzielen.
Honig und noch viel mehr
Die Arbeit mit den Bienen ist eine Symbiose zwischen Mensch, Tier und Natur. Letztere profitiert von der enormen Bestäubungsleistung der Bienen. Immerhin kann ein Volk bis zu 40.000 Exemplare stark werden. Dazu braucht es aber wiederum, wie bereits erwähnt, die Betreuung des Bienenvolkes durch den Imker. Das Bienenvolk dankt ihm diesen Einsatz gleich mehrfach. Einerseits durch die reiche Palette an Produkten – vom Honig angefangen über das Bienenwachs bis hin zum Kittharz Propolis, dem heilende Wirkung nachgesagt wird. Andererseits lernt ein Imker die Natur besser zu verstehen und hat bei der Arbeit mit den Bienen die Möglichkeit, wie sonst kaum, dem immer hektischer werdenden Alltag zu entfliehen.
Stefan Lindner; tirol.ORF.at