Schüler punkten für Straßenkinder in Peru

Bildung statt Arbeit - so lautet das Motto einer Fastenaktion des Reithmanngymnasiums in Innsbruck. Gemeinsam mit der Uni Innsbruck unterstützten die Schüler ein Hilfsprojekt in der Inka-Hauptstadt Cusco in Peru. Ziel ist es, Straßenkindern zu ihrem Recht auf Bildung zu verhelfen.

Was für österreichische Kinder undenkbar ist, gehört in Cusco für hunderte Kinder aus ärmlichsten Verhältnissen zum täglichen Alltag. Anstatt in die Schule zu gehen versuchen sie auf den Märkten der 350.000 Einwohner zählenden Inka-Hauptsadt einige Soles - entweder durch den Verkauf alter Spielsachen oder einfach bettelnd - zu verdienen. Das Geld brauchen ihre Familien dringend zum Überleben. Nicht selten verbringen die Kinder damit zehn Stunden oder mehr in den Straßen von Cusco. Ihre Chance auf Bildung und damit auf ein besseres Leben bleiben damit in den Kinderschuhen stecken.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Anstatt in die Schule zu gehen, verkaufen die Kinder auf den Märkten Cuscos stundenlang alte Spielsachen und Ähnliches.

Hilfsprojekt mit starker Tiroler Beteiligung

„Wayna Warma“ - was soviel wie Kinder und Jugendliche bedeutet - ist eine Initiative einer Familie in Cusco, die sich dieser Straßenkinder annimmt - derzeit größtenteils auf der Straße. Neben der Betreuung und Förderung der Kinder geht es der Initiative auch darum, die Eltern davon zu überzeugen, wie wichtig Bildung für ihre Kinder ist.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Seit rund 20 Jahren kümmern sich Maria Elena Camacho und ihr Mann Mario um die Kinder aus den Armenvierteln in Cusco.

Mit Hilfe aus Österreich wird derzeit für „Wayna Warma“ ein Bildungshaus direkt in Cusco errichtet. Das Startkapital dafür erspielten Schüler des Reithmanngymnasiums im Zuge ihrer jährlichen Fastenaktion. Dabei sammeln die Kinder im Zuge von Geschicklichkeitsspielen im Turnssaal einen Tag lang Punkte. Diese Punkte werden dann von Sponseren - meist Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln - in Geld umgewandelt. Im vergangen Jahr wurden so rund 10.000 Euro für „Wayna Warma“ erspielt, heuer wurde diese Aktion wiederholt. Mit diesem Geld konnte der Bau des Bildungshauses mittlerweile begonnen werden und dabei spielt die Uni Innsbruck eine zentrale Rolle.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Für die Arbeit mit den Jugendlichen steht Maria Elena Camacho derzeit nur ein kleiner Raum zur Verfügung.

Tiroler Architekturstudenten als Baumeister

Für die Planung und Umsetzung des Bildungshauses in Cusco zeichnet die Uni Innsbruck verantwortlich. Architekt Clemens Plank hat unter seinen Studenten einen Wettbewerb gestartet. Durchgesetzt hat sich dabei das Projekt von Daniel Kranebitter aus Rietz und Walter Rudig aus Oberperfuss. Beide waren mittlerweile schon zweimal in Cusco um den Bau des Bildungshauses voranzutreiben.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Auf diesem Grundstück wird das Bildungshaus von Wayna Warma entstehen.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Die beiden Tiroler Studenten mit ihren peruanischen Helfern nach einem anstrengenden Tag auf der Baustelle.

Das Besondere an ihrem Projekt ist, dass das Bildungshaus nach alter Tradition aus Lehm errichtet wird - nach einer in Vorarlberg verfeinerten Bauweise. Die in einer Holzschalung gestampften Lehmwände sind wesentlich stabiler als die in Cusco übliche Bauweise mit Lehmziegeln. Deshalb hat das Projekt auch bereits das Interesse dortiger Universitäten auf sich gezogen. Für die beiden Architekturstudenten ist das Projket eine tolle Erfahrung, zumal der Bau großteils mit peruanischen Firmen und Arbeiter errichtet wird.

Hilfsprojekt Cusco Peru

Wayna Warma

Mit Projektleiter Clemens Plank besprechen die beiden Studenten die nächsten Schritte.

Mühlen mahlen langsamer als in Österreich

Eine Erfahrung, die die beiden Tiroler bereits gemacht haben, ist, dass ein Bau in Cusco wesentlich länger dauert als hierzulande. Die Inka-Hauptstadt ist Weltkulturerbe, eine Baubewilligung zu erhalten, fordert deshalb viel Bürokratie. Dazu kommt das Klima in dem auf 3.500 Meter Höhe gelegenen Cusco, das nur in sechs Monaten des Jahres Bautätigkeiten erlaubt. Und letztenlich ist es auch eine Frage des Geldes, denn „Wayna Warma“ ist ausschließlich auf Spendengelder angewiesen. Das Tiroler Projektteam geht jedenfalls davon aus, dass es noch ein bis zwei Jahre dauern wird, bis das erste der drei geplanten Gebäude steht. Der Arbeit mit den Straßenkindern in Cusco tut das aber keinen Abbruch.

Cusco Bildungshaus Modell

ORF

Das Bildungshaus Wayna Warma, hier im Modell, wird aus drei Gebäuden bestehen.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at

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