Verschnaufpause für Gletscher

2013 hat den Gletschern gutgetan. Aufgrund der starken Schneefälle im Juni konnten viele Eisriesen den Sommer unter einer Schutzschicht überdauern - jedoch nur kleinere Gletscher. Die Zungen der großen weisen weiterhin enorme Rückgänge von bis zu 173 Metern auf.

Insgesamt ist im aktuellen Gletscherbericht des Oesterreichischen Alpenvereins (OeAV) eine geringere Abschmelzung als in den Vorjahren zu erkennen. Der durchschnittliche Längenverlust der Gletscher beträgt nun 15,4 Meter.

Zillertaler Gletscher auf zwei Fotos, einst und heute

Rummelspacher & Norbert Freudenthaler

Das Hornkees und das Waxeggkees in den Zillertaler Alpen fotografiert 1894 und 2013.

Wetterextreme schützten Gletscher

Dass die Gletscherlandschaft beharrlich schwindet, ist unbestritten. Auch im Berichtsjahr 2012/2013 sind 90 Prozent der heimischen Gletscher zurückgeschmolzen. Neu ist allerdings der Vorstoß von zwei Gletschern in der Granatspitzgruppe und in der Ankogel-Hochalmspitzgruppe, so der Alpenverein in seinem Jahresbericht.

Gletschervermessung mit zwei Wissenschaftern

Norbert Span

Die Einmessung der Gletscherzungen im Rofental mit differentiellem GPS.

Das Kalser Bärenkopf-Kees und das Kleinelend-Kees in Kärnten sind erstmals wieder gewachsen (+2,5 Meter bzw. +1,8 Meter Länge). Sieben weitere Gletscher sind im aktuellen Beobachtungszeitraum stationär geblieben. Im Vorjahr waren 98 Prozent der Gletscher zurückgegangen, nur zwei Prozent waren unverändert geblieben.

Den verzögerten Gletscherrückgang im vergangenen Jahr begründet die Glaziologin Dr. Andrea Fischer, Leiterin des Alpenverein-Gletschermessdienstes, mit den meteorologischen Extremen im Jahr 2013: „Die Starkniederschläge Anfang Juni haben noch bis zu eineinhalb Meter Schnee im Hochgebirge deponiert. Unter dieser Schutzschicht konnten die Gletscher die Rekordtemperaturen im Sommer besser überstehen und sind erst spät ausgeapert. Auch die Schneefälle im August und September haben die Schmelzsaison deutlich verkürzt.“

Starke Verluste für Talgletscher

Während die hochgelegenen Gletscher von den Niederschlägen profitierten, mussten die Eiszungen in den Tälern aber auch im aktuellen Berichtsjahr enorme Längenverluste hinnehmen. Die 15 stärksten Rückgänge, die Längenverluste in Metern angegeben:

  • Schalfferner (Ötztaler Alpen) -173,3
  • Gepatschferner (Ötztaler Alpen) -114,0
  • Obersulzbachkees (Venedigergruppe) -75,5
  • Niederjochferner (Ötztaler Alpen) -47,5
  • Latschferner (Ötztaler Alpen) -45,6
  • Schmiedingerkees (Glocknergruppe) -43,9
  • Pasterze (Glocknergruppe) -41,0
  • Untersulzbachkees (Venedigergruppe) -39,3
  • Waxeggkees (Zillertaler Alpen) -35,0
  • Viltragenkees (Venedigergruppe) -29,5
  • Hornkees (Zillertaler Alpen) -26,0
  • Vernagtferner (Ötztaler Alpen) -22,6
  • Umbalkees (Venedigergruppe) -22,0
  • Langtalerferner (Ötztaler Alpen) -21,7
  • Hochjochferner (Ötztaler Alpen) -20,3

„Es ist erfreulich zu sehen, wie schnell einzelne Gletscher wieder vorstoßen können. Auch wenn dies auch noch lange keine Trendumkehr darstellt, zeigt es wie schnell kleine Gletscher reagieren“, so Gletscherforscherin Fischer.

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