Tiroler Sonderweg bei Brustkrebsscreening

Nach anhaltender Kritik am neuen bundesweiten Brustkrebs-Screening wird Tirol die Möglichkeit einer ärztlichen Vorsorge-Zuweisung vorerst beibehalten. Bundesweit ersetzt eine Einladung des Gesundheitsministers diese Vorsorge-Zuweisung.

Das zu Beginn des Jahres österreichweit eingeführte Brustkrebs-Vorsorgeprogramm hat auch in Tirol zu einem Rückgang der Mammografie-Untersuchungen geführt. „Seit der Umstellung gingen diese um etwa 25 Prozent zurück“, betonte der Leiter der Radiologie am BKH Kufstein, Rudolf Knapp, am Montag bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer. Tirol werde deshalb die Möglichkeit einer ärztlichen Vorsorge-Zuweisung vorerst beibehalten. „Und zwar zumindest bis zum Ende des zweiten Quartals“, erklärte Knapp.

Übergangslösung als Dauerzustand?

Sollte die Quote bis zum Frühsommer nicht besser werden, würde diese Übergangslösung verlängert. Diesbezüglich gebe es entsprechende Signale vom Land und von der Tiroler Gebietskrankenkasse, meinte der Radiologe.

Die TGKK hält am Nachmittag dann fest, dass die Zahlen der ersten Quartale erst evaluiert werden müssten. Erst dann könne die Sozialversicherung mit den Projektpartnern prüfen, welche Maßnahmen zur Sicherung des Projekterfolges notwendig sind. Im Rahmen der Übergangsphase bis Juni 2014 werden Zuweisungen jedenfalls akzeptiert, wird von Seiten der TGKK versichert.

Frequenz für Initiator des alten Modells zu niedrig

Zu Jahresbeginn 2014 wurde das Tiroler Modell durch ein neues, österreichweites ersetzt. Statt wie früher jedes Jahr wird nun Frauen zwischen 45 und 70 Jahren nur mehr alle zwei Jahre der Zugang zur Mammographie ermöglicht werden, was für die Tirolerinnen eine Verschlechterung darstellt – mehr dazu in Bedenken gegen neues Brustkrebs-Screening.

Einladung ersetzte persönliche Zuweisung

Als Einladung zur Mammographie bekommen Frauen derzeit einen unpersönlichen Brief unterschrieben vom Gesundheitsminister anstelle der persönlichen Zuweisung zur Mammographie des Frauenarztes. Und diese „Einladung“ nehmen viele Frauen nicht an, kritisierte die Ärztekammer am Montag bei einer Pressekonferenz. Die Zahl der Mammographien habe sich heuer schon um 25 Prozent reduziert, kritisierte auch Professor Christian Marth, Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde.

Natürlich habe ein organisiertes System auch Vorteile, sagte Christian Marth, Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck. Denn es ermögliche einen niederschwelligen Zugang zur Mammografie-Untersuchung. „Ein Einladungsschreiben allein reicht aber nicht aus“, argumentierte Marth.

Kritik an langen Zeitabständen

Christian Marth, ehemals Initiator des Tiroler Modells, hält vom längeren Zeitabstand zwischen zwei Kontrollen nichts. „Ein jährliches Programm bietet die Garantie, die bestmögliche Entdeckungsrate von bösartigen Erkrankungen der Brustdrüse zu erzielen“, so der Chef der Klinik für Frauenheilkunde.

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