Lebenslang nach Mord

Ein 23-jähriger Afghane ist am Montag am Innsbrucker Landesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er im August 2013 seine Ehefrau auf offener Straße mit 14 Messerstichen getötet haben soll. Die Geschworenen fällten den Urteilsspruch einstimmig.

Der Verteidiger des Mannes meldete sogleich Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig. Staatsanwalt Thomas Willam sagte in seinem Eröffnungsplädoyer am Landesgericht Innsbruck in Richtung der Geschworenen, es gehe im gegenständlichen Prozess um „das schlimmste Verbrechen, das es gibt“. „Der Angeklagte hat in größtmöglicher Öffentlichkeit und mit äußerster Brutalität seine Gattin ermordet“, sagte Willam.

Bluttat mitten in der Innenstadt

Am 6. August des vergangenen Jahres gegen 22.15 Uhr war es zu der folgenschweren Auseinandersetzung gekommen. Die 20-jährige Afghanin, die in Scheidung lebte, hatte sich vor der Tat mit einem Bekannten vor der Annasäule in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße getroffen. Der 23-Jährige sagte vor Gericht, dass er die beiden gesehen habe, als sie sich küssten. „Das hat mich sehr wütend gemacht“, sagte er. Die 20-Jährige erlag noch in der Nacht in der Innsbrucker Klinik ihren schweren Verletzungen - mehr dazu in Nach Tötung seiner Frau: Mann stellt sich. Der Mann hatte 14-mal zugestochen.

Gerichtsverhandlung Mordprozess Afghane

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Der Angeklagte beim Prozess

Keine Reue unmittelbar nach der Tat

Der Angeklagte habe bei seiner Einvernahme vor der Polizei angegeben, dass er seine Frau davor gewarnt habe, sich mit anderen Männern zu treffen, sagte der Staatsanwalt. In seinem Kulturkreis wäre die Frau für ihr Verhalten gesteinigt worden, sagte der Angeklagte am Montag vor Gericht. „Ihr Vergehen war schlimmer als meines“, gab sich der Mann noch Monate nach der Tat davon überzeugt, dass seine Tat das geringere Übel gewesen sei.

Geänderte Argumentation vor Gericht

Am Montag vor dem Schwurgericht versuchte der Beschuldigte, eine Affekthandlung ins Treffen zu führen: Als er in der Maria-Theresien-Straße seine Frau, die schon mehrmals vor ihm ins Frauenhaus geflüchtet war, mit einem Einheimischen sitzen gesehen habe und die beiden sich kurz geküsst hätten, da sei, wie er am Montag sagte, alles in ihm verwirrt gewesen, und er habe zugestochen.

Die Polizei war vor der Tat bereits zweimal gegen den Ehemann wegen häuslicher Gewalt eingeschritten. Die 20-Jährige wurde deshalb von einer Fraueneinrichtung betreut. Die beiden Afghanen hatten sich seit dem Jahr 2011 als Asylwerber in Österreich aufgehalten.