Koalitionäres Pingpong über Natura-2000-Gebiet

In der schwarz-grünen Koalition sind zu Wochenbeginn Differenzen anlässlich Natura-2000-Nominierungen deutlich geworden. Hochrangige ÖVPler hatten sich für Wasserkraftwerke in Osttirol ausgesprochen, die grüne LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe hingegen will die Isel schützen.

Tirols Landeshauptmannstellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) ist für eine Natura-2000 Nominierung der Isel und ihrer Zubringerflüsse. Dies erklärte sie am Dienstag im Rahmen einer Regierungspressekonferenz in Innsbruck. Sie vertritt damit eine andere Meinung als Tirols Energiereferent LHStv. Josef Geisler (ÖVP), der sich in der TT (Dienstagsausgabe) gegen einen Schutz der Isel ausgesprochen hatte.

„Wir werden sicher nicht die Isel und noch dazu die Zubringerflüsse unter Schutz stellen“, erklärte Geisler in der Tiroler Tageszeitung (TT). Felipe hingegen meinte, sie sehe bei der Isel einen großen Handlungsbedarf und dies relativ rasch. Trotzdem betonte die Landeshauptmannstellvertreterin, die Bevölkerung in alle Nachnominierungsentscheidungen für die Natura-2000 Gebiete miteinbeziehen zu wollen.

Landeshauptmann Platter legt sich nicht fest

Sie wolle in allen möglichen Schutzgebieten eine „Überzeugungs-und Motivationstour starten“. „Ich sehe hier aber gerade bei den Bewohnern der Isel-Region eine große Zustimmung“, fügte Felipe hinzu. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) unterstrich indes, dass erst nach dem Diskussionsprozess mit den betroffenen Bewohnern feststehen werde, welche Gebiete nominiert werden sollen.

Tiwag: Kraftwerke möglich, aber aufwändig

In Osttirol legt die Tiwag eine Wartepause ein, was die geplanten Kraftwerksprojekte an der Isel bzw. am Tauernbach betrifft. Der Grund: Die EU hat Österreich gedrängt, die Isel als Natura-2000-Schutzgebiet auszuweisen. Darin seien Kraftwerksprojekte zwar möglich, sagt Vorstandsdirektor Bruno Wallnöfer gegenüber ORF Tirol, aber mit umso mehr Aufwand verbunden. Jetzt werde erst einmal geprüft, so Wallnöfer, ob sich Kraftwerksprojekte an der Isel in Osttirol überhaupt noch rentieren.

Auch Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer (ÖVP) meinte in einer Aussendung, dass die Nennung von weiteren Natura-2000 Gebieten den Bau von neuen Wasserkraftwerken dort unmöglich machen werde. Die Politik müsse sich entscheiden, ob eine kurzfristige Störung der Alpenschneehühner die Energieunabhängigkeit eines ganzen Landes gefährden darf, betonte er.