Geldkuvert für Niessl: Informant geht in die Offensive

Neue Wendung in der Affäre um ein angebliches Geldkuvert für den burgenländischen Landheshauptmann Hans Niessl (SPÖ): Der „profil“-Informant lüftet seine Identität, der Swarovski-Konzern sieht in den Vorwürfen einen Racheakt.

Seit vergangener Woche schwelt die dubiose Geschichte durch den Blätterwald. Ein Zeuge, der zunächst anonym blieb, gab gegenüber dem Nachrichtenmagazin „profil“ an, dass der burgenländische Landeshauptmann Niessl von Swarovski ein Kuvert mit 10.000 Euro erhalten habe. Sowohl Niessl als auch Swarovski dementierten umgehend - mehr dazu in Rückendeckung in Causa „Geldkuvert“ und Geldkuvert: Swarco überprüft Konten.

Informant gab selbst Identität preis

Am Wochende kam die Wende. Der zunächst anonyme Zeuge ging im Nachrichtenmagazin „profil“ in die Offensive: Andreas Wecht, früher Vorstand der Tiroler Sparkasse, später Manager bei der Tiroler Swarco AG, hat in einem Interview seine Identität preisgegeben und seine Vorwürfe bekräftigt. Noch am Vortag hatte Wecht gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Freitagausgabe) behauptet, nicht der von „profil“ genannte Informant zu sein. Der Konzern sieht wiederum eine Retourkutsche in einem Rechtsstreit.

Der frühere Banker Wecht war von 2007 bis 2010 unter anderem Finanzvorstand und Sprecher des Vorstands der Swarco-Holding. In dem Interview hält er an seiner Darstellung fest: „Niessl war zu Besuch in Wattens und hat 10.000 Euro von Swarovski (Firmenchef Manfred, Anm.) erhalten. Es war so. Punkt.“ Wann genau dies passiert sein soll, weiß er nicht mehr, es müsse aber vor dem 30. April 2010 geschehen sein, da er mit diesem Datum das Unternehmen verließ.

„Hol’ 10.000 Euro, die sind hergerichtet“

Manfred Swarovski habe ihn angewiesen, das Geld von der Bank zu holen, berichtet Wecht: „Hol’ 10.000 Euro von der Raika Wattens, die sind hergerichtet! Das darf aber keiner wissen“, habe die Order gelautet, so Wecht. „Ich bin dorthin, das Geld war hergerichtet, und ich habe es abgeholt.“ Er meint überdies, es habe sich um ein Privatkonto von Swarovski oder „eines einer seiner Stiftungen“, nicht aber ein Swarco-Konto gehandelt. Das Geld habe er dann im Büro übergeben, wobei er nicht mehr genau wisse, ob an Niessl direkt oder an Swarovski.

„Nicht aktives Mitglied“ der FPÖ-Parteileitung

Wecht, der Mitglied der FPÖ-Bezirksparteileitung Innsbruck-Land ist, meint zu dieser Funktion, dass er „faktisch nie politisch für die FPÖ aktiv“ gewesen sei: „Ich habe dort an ein oder zwei Sitzungen teilgenommen.“

Sowohl Niessl als auch die Swarco AG haben die Vorwürfe in der vergangenen Woche mehrmals und heftig zurückgewiesen. Niessl beharrt darauf, nicht in Wattens gewesen zu sein und hat mittlerweile Klagen eingereicht. Das Unternehmen prüft, ob es selbst „zusätzliche Klagschritte“ einleiten soll, hieß es am Samstag in einer Aussendung.

Swarco nach Trennung von Mitarbeiter bedroht

Bei der Swarco spricht man weiter von „unwahren Anschuldigungen“ und kontert: Wecht habe „in jüngster Vergangenheit gegenüber dem Unternehmen und seinen Organen - auch schriftlich - mit ‚Konsequenzen‘ gedroht“, da er von der Swarco AG geklagt worden war. Hintergrund des Rechtsstreits sei eine „nicht erfüllte Zahlungsverpflichtung“, in der Folge sei „die gerichtliche Entscheidung ordnungsgemäß betrieben“ worden. Wechts Vorwürfe stünden „in einem offenkundigen Zusammenhang mit diesen gerichtlich festgestellten Schulden“.

Widersprüchliche Interpretationen

In einem Gespräch mit burgenland.ORF.at sprach Wecht im Zusammenhang mit der Kuvertübergabe, dass er den Burgenländer Landeshauptmann nicht für bestechlich halte. Vielleicht, so Wecht, handle es sich bei dem Geld um eine „vergessene Spende“. Mehr dazu in - Geldkuvert: „Ehrenerklärung“ für Niessl. Er habe nie behauptet, dass es sich bei der Geldübergabe um eine „korruptive Sache“ handelt, so Wecht.