Lawinensituation spitzt sich weiter zu

Möglicherweise könnte für Osttirol und den südlichen Alpenhauptkamm bis Samstag Lawinenwarnstufe fünf ausgerufen werden. Rudi Mair vom Lawinenwarndienst rät der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten, in den Häusern zu bleiben. Für Osttirol-Reisende wurde eine Hotline eingerichtet.

In den betroffenen Gebieten gibt es enorme Neuschneezuwächse und laut Wetterbericht ist Entspannung vorerst nicht in Sicht. Bis Sonntag werden nochmals bis zu 1,5 Meter Neuschnee erwartet. Selbstauslösungen von Lawinen, die Straßen meterhoch verschütten, sind laut Mair jederzeit möglich.

„Der sicherste Platz ist derzeit zu Hause“, rät auch Olga Reisner, Bezirkshauptfrau von Lienz der Bevölkerung und den Gästen in Osttirol. Samstagfrüh rief die Lawinenwarnzentrale des Landes Lawinenwarnstufe vier aus. Bis Sonntagabend soll sich die Situation jedoch verschärfen. Im südlichen Osttirol werden noch einmal Neuschneemengen von rund einem Meter erwartet, im Lienzer Talboden ein halber Meter. BH Reisner: „Das schlechte Wetter ermöglicht auch keinen Hubschrauberflug bis voraussichtlich Montag.“

Höchste Lawinenwarnstufe wahrscheinlich

Aufgrund der erwarteten Schneemengen rechnet Mair damit, dass im Laufe des Samstags die höchste Lawinenwarnstufe fünf erreicht wird. Diese wurde in Tirol zuletzt im Winter 1999 - also im Jahr des Lawinenunglücks von Galtür - ausgerufen. Besonders betroffen seien die hochalpinen Täler Osttirols - das Virgen-, Villgraten- und Defereggental sowie die südlichen Bereiche des Alpenhauptkamms. Überall dort seien Evakuierungen nicht ausgeschlossen, so Mair.

Schon etliche Lawinenabgänge

Derzeit sind in Osttirol die Bezirkseinsatzleitung mit 17 Personen, die Feuerwehren, das Bundesheer mit 250 Mann auf Abruf, die Bergrettung sowie die Polizei und die Wasserrettung in Osttirol einsatzbereit. Zahlreiche Lawinenabgänge sind zu verzeichnen. So wurde die Defreggenstraße im Bereich Moosergraben auf eine Höhe von bis zu sieben Metern verschüttet. Eine Lawine ging auch auf die St. Veiter Straße im Bereich Fretzgraben ab. In Außervillgraten verschüttete die Raucheggenbachlawine die Winkeltalstraße. Durch die hohe Druckwelle wurde sogar die Haustür des Bürgermeisters eingedrückt.

Sechs Gemeinden nicht erreichbar

Zahlreiche Straßen mussten Tirol mittlerweile gesperrt werden. Insgesamt sechs Gemeinden in Osttirol - Untertilliach, Außervillgraten, Innervillgraten, St. Veit i. D., St. Jakob i. D. und Hopfgarten i. D. - sind auf Straßenwegen nicht erreichbar. Ebenfalls nicht erreichbar war der Stubaier Gletscher in Nordtirol. Nach Lawinensprengungen vom Hubschrauber aus konnte die Straße am späten Freitagnachmittag wieder freigegeben werden.

Tourismus: Hotline und Ersatzquartiere

Für Reisende, die unterwegs in die Skigebiete in Osttirol sind und von den Straßensperren betroffen sind, hat der Tourismusverband eine 24-Stunden-Hotline eingerichtet. Die starken Schneefälle fallen ja auch mit dem Beginn der Semesterferien in Ostösterreich und der stärksten Anreisewoche in Osttirol zusammen.

Schon seit Freitagfrüh waren die Tourismusverantwortlichen in die Einsatzbesprechungen mit der Bezirkshauptmannschaft eingebunden, so Obmann Franz Theurl. Im Bezirk wurde seither nach Ersatzquartieren für von den Straßensperren betroffene Urlauber gesucht. Theurl geht davon aus, dass genügend Ersatzquartiere in allen Kategorien zur Verfügung stehen. Die Hotline ist durchgehend bis Montagfrüh erreichbar. Unter der Nummer +43 (0) 50 212 212 kümmern sich die Mitarbeiter um die Anfragen, so Theurl.

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