Platter hält an Gesamtschule fest

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) will den Tiroler Pilotversuch für eine Gesamtschule entgegen der Parteilinie „durchziehen“. Das sagte er am Donnerstag nach der Regierungsklausur in Gnadenwald. Der Modellversuch in Innsbruck sei hingegen vorerst gestorben.

Auf die Frage, ob man dabei angesichts der fehlenden Einbindung eines Gymnasiums überhaupt von einem Modellversuch für eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sprechen könne, erklärte der Landeshauptmann bei einer Pressekonferenz nach der Klausur der Landesregierung in Gnadenwald, dass die Zielsetzung einer gemeinsamen Schule verfolgt werde und man daher sehr wohl Rückschlüsse ziehen werde können. In der Region gibt es kein Gymnasium und daher schon jetzt auch nur einen einzigen Schultyp für Kinder zwischen zehn und 14 Jahren.

Schon im August 2012 hatte sich Platter - entgegen der Parteilinie - für die Gesamtschule ausgesprochen und dabei Zustimmung der Tiroler Interessensvertreter und der anderen Parteien erfahren - mehr dazu in Gesamtschule: Viel Lob für Platter. Zum parteiinternen Streit wollte sich Platter aber nicht äüßern.

Bandbreite einer Geamtschule sei gegeben

Der Schulversuch wird nur an einer Schule, der Neuen Mittelschule in Zell am Ziller, durchgeführt. „Man kann von einer gemeinsamen Schule sprechen, weil 100 Prozent der Volksschulkinder dort ohnehin in diesen Schultyp gehen “, meinte Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). Die „gesamte Bandbreite“ wie in einer gemeinsamen Schule sei gegeben, vom leistungsschwächeren bis zum leistungsstärkeren Schüler.

Der Lehrplan beinhalte unter anderem stärkere Berufsorientierung und Potenzialanalysen. Damit sollen auch die benachbarten Neuen Mittelschulen im Sprengel arbeiten, meinte Palfrader. Das gesamte Pilotprojekt werde zudem durch ein Team der Universität Innsbruck wissenschaftlich begleitet. Die Vorbereitungen für den Pilotversuch seien im Laufen, in der kommenden Woche werde sie die Universität und die Pädagogischen Hochschulen damit beauftragen, einen „regionalen Bildungsbericht“ zu verfassen. An der Neuen Mittelschule in Zell am Ziller soll laut Palfrader frühestens ab Herbst 2018 auch eine dislozierte Oberstufengymnasiumklasse angesiedelt werden.

Innsbruck: Gymnasien haben nicht mitgespielt

Der im Tiroler Koalitionspakt von Schwarz-Grün vorgesehene Modellversuch in Innsbruck ist jedoch vorerst gestorben. Es sei versucht worden, Gymnasien dafür zu gewinnen, man habe jedoch „eher Ablehnung“ erfahren, erklärte die Landesrätin - mehr dazu in Direktoren wehren sich gegen Platters Schulpläne. Die Vorbereitungszeit dafür sei einfach zu kurz gewesen und überdies würden mit einer notwendigen Zweidrittelmehrheit von Eltern und Schülern zu große Hürden bestehen. Am Mittwoch hatte Palfrader vorgeschlagen, dass der Landesschulrat oder vergleichbare Gremien über Modellregionen entscheiden sollten.

Einer landesweiten Modellregion für eine gemeinsame Schule konnte Palfrader wenig abgewinnen. Dies sei „nicht sinnvoll“, denn dadurch würde im ganzen Bundesland ein Schultyp, nämlich das achtjährige Gymnasium, „komplett ausgelöscht“. Dies wäre dann auch schwer, im Bedarfsfalle wieder zurückzuführen, so Tirols Bildungslandesrätin.

Klausur in Gnadenwald

Mittwoch und Donnerstag hat sich die Regierung zu einer Klausur in Gnadenwald zurückgezogen. Beschlossen wurden unter anderem Maßnahmen gegen Arbeitlosigkeit und eine Erhöhung der Wohnbauförderung - mehr dazu in 70 Mio. Euro für Beschäftigungspakt.