Flugretter drohen Land mit Vertragsauflösung

Der Streit über einen Hubschrauberstützpunkt in Mayrhofen im Zillertal hat eine neue Dimension erreicht. ÖAMTC-Flugrettung und Schider Helicopter Service drohten dem Land Tirol am Sonntag mit der Auflösung der Flugrettungsvereinbarung.

Grund für den Ärger bei ÖAMTC und Schider ist die Inbetriebnahme von „Martin 7“ des Flugunternehmers Roy Knaus in Mayrhofen, teilten die Flugretter in einer Aussendung mit.

Keine Reaktion auf Anzeige

Die Inbetriebnahme sei mit 27. Dezember „leise, still und heimlich an allen Behörden vorbei“ und ohne „jegliche legistische Basis“ erfolgt. „Offensichtlich sind Vereinbarungen, die man mit dem Land Tirol hat, nicht das Papier wert, auf dem sie stehen“, kritisierte der Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, Reinhard Kraxner: „Für uns hat es den Anschein, dass sämtliche Behörden zwischen den Feiertagen nicht besetzt sind, da auf unsere Anzeigen hin keinerlei Reaktionen erfolgt sind.“

Weiterer Stützpunkt offenbar gegen Vereinbarung

Erst Mitte des vergangenen Jahres sei vom Land eine vorbildliche Lösung zur Flugrettungsthematik ausgearbeitet worden. Diese beziehe nicht nur alle Betreiber mit ein, sondern stelle auch die soziale Verträglichkeit in den Vordergrund, betonte Kraxner: „Alle Betreiber haben diese Vereinbarung einer sorgfältigen Überprüfung unterzogen, ihre Planungen und Budgets danach ausgerichtet und sie letztendlich dann auch unterfertigt. Wenn jetzt jedoch ein einzelner Betreiber meint, sich darüber hinwegsetzen zu können, dann gefährdet er ein funktionierendes System.“

Zudem sei eine Stationierung eines zusätzlichen Rettungshubschraubers umso verwunderlicher, da sowohl das Land als auch der Rechnungshof in der Vergangenheit von einer viel zu hohen Anzahl an stationierten Notarzthubschraubern in Tirol ausgegangen seien.

Leitstelle disponiert auch „Martin 7“

Kritik kam auch von Rudolf Schider, Geschäftsführer von Schider Helicopter Service: „Der Gipfel ist, dass ‚Martin 7‘ seitens der integrierten Landesleitstelle disponiert wird, obwohl die Stationierung gegen mehrere luftfahrtrechtliche Bestimmungen verstößt.“ Es habe den Anschein, dass innerhalb der Abteilungen des Landes keine Informationen ausgetauscht werden. „Wenn augenscheinlich geduldet wird, dass plötzlich jeder nach Belieben weitere Hubschrauber stationieren darf, dann sehe ich in Zukunft auch keinen Grund mehr, mich an die Vereinbarung zu halten“, so Schider.

„Wir haben unsere Anwälte über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt und werden den Verantwortlichen im Land die schriftliche Auflösung der Vereinbarung zum ehestmöglichen Zeitpunkt übermitteln“, erklärten Kraxner und Schider einhellig: „Schade um die bis jetzt optimal funktionierende Lösung – aber aus unserer Sicht führt nun kein Weg mehr an einer europaweiten Ausschreibung vorbei.“ In dieser müsse sich das Land dann deklarieren, von wie vielen Standorten aus es die Flugrettung organisiert haben möchte.

Für Knaus gekünstelte Aufregung

Roy Knaus, der am 25. Dezember den Flugbetrieb in Mayrhofen aufgenommen hat, sieht sich im Recht. Die bestehende Vereinbarung verbiete keine Stationierung eines weiteren Notarzthubschraubers, so Knaus gegenüber ORF Tirol. Gerade im Zillertal sei der Bedarf für einen dritten Notarzthubschrauber mehr als gegeben. Als Beispiel nennt er den 28. Dezember, an dem ein Notarzthubschrauber von Kufstein ins Zillertal beordert werden musste, weil alle drei Zillertaler Hubschrauber bereits im Einsatz waren.

Wenn jetzt ÖAMTC und Schider die Vereinbarung mit dem Land auflösen wollen, dann sei das kein Beinbruch, so Knaus. Das Land bzw. der Steuerzahler spare sich dann jährlich rund zwei Millionen Euro. So viel würden nämlich die Subventionen ausmachen, die jährlich zu einem Großteil am ÖAMTC und Schider fließen, so Knaus.