Wacker: Kirchler weg, Chaos bleibt

Roland Kirchler ist nicht mehr Trainer des FC Wacker Innsbruck. Nach der Negativserie der letzten Wochen gehen der Ex-Nationalspieler und der Tabellenvorletzte getrennte Wege - und das, obwohl man Kirchler noch am Samstag die Treue zugesagt hatte - ein symptomatisch chaotischer Rauswurf.

Der FC Wacker Innsbruck ist seit Jahren mehr in den Negativschlagzeilen als einem Bundesligisten lieb sein kann. Jetzt droht der Traditionsverein zunehmend zur Lachnummer zu werden - und das nicht nur, weil die Admira trotz Acht-Punkte-Abzug fast auf die Tiroler aufgeschlossen hat, sondern auch, weil seitens der Vereinsführung vieles für Fans und Medien nicht ganz nachvollziehbar ist.

Unglückliche Kommunikation

Dass man einen Trainer wegen sportlicher Erfolglosigkeit entlässt, gehört zum Alltagsgeschäft im Fußball. Dass der sportliche Leiter zwei Tage zuvor noch vor laufenden Kameras versichert, der Trainer sitze beim kommenden Heimspiel garantiert noch auf der Bank, spricht nicht gerade für professionelle Kommunikationsarbeit.

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Es wäre halt alles sehr schnell gegangen, rechtfertigte Präsident Josef Gunsch gegenüber ORF Tirol die „überraschende" Entlassung Kirchlers, die seit Tagen die Spatzen von den Dächern pfiffen. „Vorab möchten wir Roland Kirchler für seinen Einsatz rund um den Verein danken. Er hat in einer schwierigen Phase Verantwortung übernommen und im letzten Jahr den Klassenerhalt gesichert. Nach einer intensiven Analyse haben wir uns auf Grund der negativen sportlichen Entwicklung im Herbst nun für diesen Schritt entschieden“, so Präsident Josef Gunsch.

Widersprüchliches zum Thema Geld

In Sachen Kommunikation nach außen hat der FC Wacker seit Jahren seine liebe Not - in der Ära Gunsch wurde diese Tradition weiter gepflegt. So drangen Peinlichkeiten an die Öffentlichkeit, die dem Image des Vereins nicht gerade zuträglich waren - etwa, dass sich die Spieler ihre Schuhe selbst kaufen müssten, dass es möglicherweise kein Trainingslager geben würde und zuletzt auch noch die abgesagte Weihnachtsfeier.

Als Argument für diese Maßnahmen wurde immer das liebe Geld erwähnt. Man müsse sparen, denn der wirtschaftliche Erfolg stehe über dem sportlichen, so Gunsch. Dem widerspricht nun allerdings die Entlassung Kirchlers, der noch bis zum Sommer einen gültigen Vertrag hat. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, anstatt den Trainer zu entlassen, in dringend benötigtes Spielermaterial zu investieren? Letzteres schließt Gunsch nicht aus, wie er im ORF-Interview betonte. Woher plötzlich das dafür notwendige Geld kommen soll, diese Antwort blieb der Präsident aber weitgehend schuldig.

Geld durch Verleih oder Verkauf

Man wolle Spieler verleihen oder verkaufen und sich mit dem freigemachten Geld am Transfermarkt umschauen, erläutert Gunsch. Doch außer Lukas Hinterseer gibt es wohl kaum Spieler in den Reihen des FC Wacker, die derzeit gewinnbringend an den Mann gebracht werden können. Im Gegenteil: Der Spanier Egoitz Jaio hat die sportlichen Erwartungen nicht im Ansatz erfüllt und belastet das Vereinsbudget, aber konkrete Interessenten sind bisher nicht in Sicht. Und selbst bei einem erfolgreichen Verkauf von Hinterseer müsste Ersatz für die Offensive gefunden werden. In Summe scheint die für den Klassenerhalt wohl notwendige Verstärkung des Kaders ein schwieriges Unterfangen zu werden, zumal auch die Zuschauerzahlen zuletzt in den Keller gesunken sind.

Es sind nach wie vor viele Fragen beim FC Wacker offen. Und jene Baustellen, die Josef Gunsch bei seinem Amtsantritt im Sommer bis zum Winter lösen wollte, scheinen mehr anstatt weniger geworden zu sein. Er wolle den Club wie eine Firma führen, ließ er bei Amtsantritt wissen - so wie sein Vorvorgänger. Dieser hat damit aber bekanntlich Schiffbruch erlitten.

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Nach Rettung folgte Negativlauf

Der ehemalige Tirol-Profi Roland Kirchler betreute Wacker seit Oktober 2012 und schaffte mit dem finanziell angeschlagenen Traditionsklub in der Vorsaison den Klassenerhalt mit einem umjubelten Sieg in der letzten Runde in Wolfsberg. In dieser Saison läuft es für Wacker erneut schlecht. Nur drei Siege in 20 Runden, in den vergangenen fünf Ligaspielen setzte es vier Niederlagen.

Nach dem 0:3 beim direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, Admira Wacker, liegen die Tiroler nur mehr zwei Punkte vor den Südstädtern - und das obwohl der Admira acht Punkte wegen eines Verstoßes gegen die Lizenzbestimmung abgezogen wurden.

Klausner wird interimistischer Coach

Bis auf Weiteres wird Sportdirektor Florian Klausner gemeinsam mit Thomas Grumser die Mannschaft betreuen. Den Nachfolger von Roland Kirchler werde man noch vor Weihnachten präsentieren, heißt es. Als heiße Kandidaten wurden zuletzt die beiden derzeit „arbeitslosen“ Ex-Innsbruck-Spieler Michael Baur und Michael Streiter genannt. Kirchler hatte ursprünglich einen Vertrag beim FC Wacker bis Sommer 2014.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at