NS-Zwangsarbeiterlager ausgegraben

In Kirchbichl ist im Zuge des Umbaus des Innkraftwerks erstmals in Westösterreich ein NS-Zwangsarbeiterlager ausgegraben worden. 150 polnische Zwangsarbeiter sollen eingesetzt worden sein, um das Kraftwerk während der Nazi-Zeit zu errichten.

Entdeckt wurden zwei Lager. Ein Barackenlager für Zwangsarbeiter, das sogenannte „Polenlager“, das von 1938 bis 1941 für den Bau des Kraftwerkes Kirchbichl in Betrieb war und das sogenannte „Lager am Wehr“, in dem Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, untergebracht waren. Sie mussten unter anderem Arbeiten am Staubereich verrichten. Dieses Lager war von 1941 bis 1945 in Betrieb.

Kein KZ-Außenlager

Jetzt wurden Mauerreste der während der NS-Zeit errichteten Lager frei gelegt. Entdeckt wurden dabei auch Alltagsgegenstände. 40 Kisten an archäologischen Funden haben die Wissenschafter zusammengetragen. Darunter sind Werkzeuge, Geld und Militaria.

Zwangsarbeiterlager Kirchbichl Kraftwerk Tiwag

ORF

Die untersuchte Fläche beträgt 1.660 Quadratmeter.

Anhand der gefundenen Gegenstände kann man sagen, dass das Lager von der Wehrmacht und nicht von der SS bewacht wurde. „Wir haben hier kein Außerlager von Dachau“, erklärt der Archäologe Karsten Wink. Auffallend ist die große Anzahl an gefundenen Zahnpasten und Hygieneartikeln. Der Archäolege Karsten Wink schließt daraus: „Es wurde trotz der widrigen Umstände auf Hygiene geachtet. Ich will das aber jetzt nicht so verstanden wissen, dass es den Leuten hier gut ging. Es war ein Zwangsarbeiterlager.“ Diese Funde sollen nun genauer untersucht werden.

Wenig Essen, hohe Leistung

In Kirchbichl wurde das erste Mal in Westösterreich ein Arbeitslager frei gelegt. Wie schwer das Leben der Arbeiter war, weiß Historiker Erich Schreder: „Es war ein sehr erschwertes Leben. Sie mussten Höchstleistungen erbringen, haben aber weniger an Nahrungsmittel bekommen.“

Zwangsarbeiterlager Kirchbichl Kraftwerk Tiwag

ORF

Die TIWAG will ein Mahnmal zur Erinnerung an den Leidensweg der Zwangsarbeiter errichten: „Wenn wir mit der ökologischen Sanierung des Kraftwerks Kirchbichl fertig sind, wollen wir ein entsprechendes Mahnmal bauen, das die Leistungen der damaligen Arbeiter würdigt“, sagt Vorstandsdirektor Johann Herdina.