Gutachten über „Nazi“-Volksmusik fertig

Die historische Rolle der Volksmusik und -kultur ist wissenschaftlich gut aufgearbeitet, aber in der heutigen Praxis gibt es dafür kaum Bewusstsein. Zu diesem Schluss kommt das Gutachten über die Geschichte der Volksmusik, das jetzt vorliegt.

Der Historiker Michael Wedekind hat das Gutachten erstellt und am Donnerstag der zuständigen Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) übergeben. Es wurde im Herbst 2012 anlässlich der Diskussion über Tiroler Komponisten im Nationalsozialismus - mehr dazu in Ploner-CD: Unzureichende Aufarbeitung - und über deren Darstellung in diversen Publikationen in Auftrag gegeben. Die Expertenempfehlung war, nicht einzelne Biografien unter die Lupe zu nehmen, sondern die Tiroler Volkskultur als ganzes Gefüge.

Viel Forschung, wenig Alltagsbewusstsein

Zentrale Aussage des Gutachtens, so eine Mitteilung der Landesregierung vom Freitag, sei, dass für die historischen Zusammenhänge des 20. Jahrhunderts einschließlich der Zeit des Nationalsozialismus schon umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen. Mangelhaft sei allerdings die Aufarbeitung dieser Erkenntnisse in der kulturellen Praxis.

Schwerpunkte und weitere Empfehlung

Teil eins des Gutachtens befasst sich mit Rolle und Stellung der Musiker in der „Arbeitsgemeinschaft Tiroler Komponisten“. Wedekind ging auf bereits vorliegende Forschung dazu ein, nannte Defizite und lieferte Empfehlungen zur Ergänzung.

Teil zwei der Expertise hat als Schwerpunkt die Tiroler Volkskultur von der Ersten zur zweiten Republik. Wedekind erläutert dabei die inhaltliche Bedeutung der Volkskultur in Tirol, Struktur der organisierten Volkskultur sowie Art und Mechanismen der politischen Instrumentalisierung.

Den Abschluss bilden eine Auflistung von Themen und Fragestellungen, die noch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung bedürfen und konkrete Forschungsvorschläge.

Neu: Erinnerungskultur wird gefördert

Als Reaktion auf das Gutachten kündigte Landesrätin Palfrader einen eigenen Förderungsschwerpunkt „Erinnerungskultur“ sowie die Einberufung eines Beirates an. Der Beirat soll Projekte begutachten und Empfehlungen ausarbeiten.

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