Globale Erwärmung setzt Gletscherinnerem zu

Die globale Erwärmung setzt Gletschern nicht nur an ihrer Oberfläche, sondern auch in ihrem Inneren zu. Zu diesem Schluss kommen Wissenschafter nach zwei Jahren Forschungsarbeit am Ortler, dem höchsten Gletscher Südtirols und der Ostalpen.

Experten hatten 2011 an der Ortlerspitze in 3.859 Metern Meereshöhe Eisbohrkerne aus bis zu 75 Metern Tiefe entnommen und anschließend analysiert. Die Proben, die unter anderem in den Laboren des Byrd Polar Research Centers der Universität Ohio (USA) sowie an den Universitäten von Venedig und Innsbruck analysiert wurden, zeigten, wie sich die Erwärmung der Atmosphäre auf das Innenleben des Gletschers auswirkt, hieß es in einer Aussendung der Europäische Akademie Bozen (Eurac) zu den ersten Zwischenergebnissen am Dienstag.

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Große Veränderungen im Inneren des Gletschers

„Unsere Studien haben gezeigt, dass die Gipfelkappe des Ortlers zwar noch von einer beträchtlichen Schneemenge bedeckt ist. Doch die intensive globale Erwärmung, deren Auswirkung auf die Gletscheroberflächen bereits in den vergangenen 30 Jahren beobachtet worden ist, verursacht auch große Veränderungen im Inneren des Gletschers“, erklärt Paolo Gabrielli vom Byrd Polar Research Center in Columbus im US-Bundesstaat Ohio.

Im Sommer schmelze der Schnee an der Oberfläche. Dabei sickere das Wasser bis in das Innere des Gletschers und die Gipfelkappe des Ortlers gehe von dem sogenannten „kalten“ Zustand in einen „temperierten“, also gemäßigten Zustand über.

Tiefere Schichten nähern sich Schmelztemperatur an

Auch die tieferen Schichten des Gletschers, die sich vor den 80er-Jahren bei den damals noch tieferen Temperaturen gebildet haben, näherten sich immer mehr der Schmelztemperatur an, so Gabrielli: „Die Analyse der Eisbohrkerne aus dem Ortler gibt uns Hinweise darauf, dass es kein vergleichbares Phänomen in den vergangenen Jahrhunderten - möglicherweise sogar Jahrtausenden - gegeben hat. Jetzt müssen wir noch herausfinden, wann die Grundschichten des Ortlers den Schmelzpunkt erreichen werden und welche Folgen daraus für den höchsten Gletscher Südtirols und der Ostalpen entstehen“.

Leicht radioaktive Schicht aus dem Jahr 1963 entdeckt

Zudem entdeckten die amerikanischen Forscher in den Eisbohrkernen, die aus einer Tiefe von 41 Metern stammten, eine leicht radioaktive Schicht. Diese Anomalie sei auch an anderen Gletscherbohrstellen weltweit festgestellt worden und sei auf das Jahr 1963 zurückzuführen. Laut den Forschern deutet die Radioaktivität auf jenen Zeitraum hin, in dem häufig Nukleartests in der Atmosphäre durchgeführt wurden. Dies sei für die Datierung der Eisbohrkerne nützlich, hieß es.

Forschen am Ortler

ORF

Die Bohrer arbeiteten sich 80 Meter tief in die Eisschichten vor

Unterste Gletscherschichten stammen aus Eiszeit

Darüber hinaus fanden die Forscher ein in frühgeschichtlicher Zeit durch den Wind in die Höhe getragenes Blatt eines Nadelbaums. Dieses wurde mittels der C14-Methode, der Radiokohlenstoffdatierung, analysiert und die Wissenschafter erhielten so einen ersten Hinweis auf das Alter der untersten Schichten des Ortlergletschers: Diese sind möglicherweise 2.664 Jahre alt und gehen somit bis auf die Eisenzeit zurück, hieß es.

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