Wenns: Agrargemeinschaft zahlt nicht freiwillig

Im Pitztal eskaliert jetzt ein weiterer Agrargemeinschaftsstreit. 264.000 Euro sollen die Bauern der Gemeinde Wenns zahlen. Das hat das Land jetzt per Bescheid festgelegt. Die Bauern zögern.

Der Bescheid des Landes lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: 264 000 Euro soll die Gemeinde Wenns bekommen - vorerst. Denn es handelt sich um eine Akontozahlung.

Bürgermeister Walter Schöpf freut sich, denn er kann das Geld gut gebrauchen. „Die Gemeinde verwendet das Geld für den Neubau der Feuerwehr und für einen Gemeindesaal“, Wenns habe einen Verschuldungsgrad von 60 bis 65 Prozent, sagt Schöpf, „wir müssen wirklich äußerst sparsam mit allem umgehen und gut überlegen, was wir uns leisten können und was nicht!“

Agrargemeinschaft muss jetzt sparen

Auch die Agrargemeinschaft Wenns werde sich in Zukunft überlegen müssen, was möglich sei und was nicht, erklärt Obmann Elmar Huter. „Mit dem Bescheid ist das Ersparte oder Erwirtschaftete von ehrenamtlichen Funktionären – wenn es so eintreffen sollte – ziemlich zusammengeschmolzen. Es wird sehr knapp, die Agrargemeinschaft Wenns so positiv weiterzuführen, wie das in der Vergangenheit war.“

Erlöse seit Jahren zurückgelegt

Auch wenn die Agrargemeinschaft in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet sei, bestehe die Forderung der Gemeinde zu Recht, heißt es im Bescheid. Es handelt sich um Erlöse aus der Jagdpacht und aus Grundstücksverkäufen. Geld, das die Agrargemeinschaft jahrelang auf die hohe Kante gelegt habe.

Agrar-Obmann Elmar Huter kann hier die gesetzliche Regelung des Landes nicht verstehen. „Wir sind heute immer noch annähernd vor einem rechtlichen Trümmerhaufen. Da kann man als Staatsbürger nur den Kopf schütteln, dass es nicht möglich ist, das sauber zu klären!“

Bürgermeister blitzte mit Kompromiss ab

In Wenns scheint der Dorffriede um ein Stück weiter weg gerückt zu sein. Für Bürgermeister Walter Schöpf ist klar, dass für diese Entwicklung die Agrargemeinschaft verantwortlich ist. „Meines Erachtens handelt der Ausschuss gegen die Interessen der meisten Agrarmitglieder. Ich will mich nicht rausreden, aber Gemeinderat und Gemeindevorstand haben nicht nur eine Hand ausgestreckt, sondern wir haben beide Hände ausgestreckt.“

Agrar-Obmann Huter hält dem entgegen, dass der Ausschuss an die Beschlüsse der Mitglieder gebunden sei. „Der Ausschuss hat in einer mehrheitlichen Abstimmung den Weg weiter fortgesetzt. Das stimmt, dass das den Bürgermeister geärgert hat, das mag sein. Mittlerweile weiß man aber, dass solche Vereinbarungen meistens nicht halten.“

Die Agrargemeinschaft hat nun zwei Wochen Zeit zu berufen, sie will den Bescheid des Landes jedenfalls rechtlich prüfen lassen.

Politische Lösung steht noch aus

Die Agrargemeinschaft Wenns ist wie hunderte andere auch in Tirol aus ehemaligem Gemeindebesitz entstanden. Das heißt, gesetzlich stehen der Gemeinde alle nichtbäuerlichen Einnahmen zu.

Die neue schwarz-grüne Landesregierung hat zwar eine Lösung im Agrarstreit angekündigt. Im Hintergrund gehen jedoch die rechtlichen Auseinandersetzungen in vielen Gemeinden mit unverminderter Härte weiter.