vorwärts-Grabenkämpfe: Vorstand löst sich auf

Die Grabenkämpfe bei vorwärts Tirol sind eskaliert und haben zu Konsequenzen an der Parteispitze geführt. Parteiobmann Abg. Hans Lindenberger trat von seiner Funktion zurück, er und drei weitere Abgeordnete zogen sich aus dem Parteivorstand zurück.

Neben Hans Lindenberger treten auch Maria Zwölfer, Josef Schett und Andrea Krumschnabel aus dem Parteivorstand aus. Das gaben die vier Funktionäre am Montag in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekannt.

Diesem Schritt gingen wochenlange parteiinterne Streitigkeiten voraus - mehr dazu in „vorwärts“: Ein Fall für das Gericht. Lindenberger geht nicht ohne scharfe Abrechnung mit den Gründungsfrauen Anna Hosp und Christine Oppitz-Plörer. Im Landtag soll die Arbeit für die vier ausgetretenen Vorstandsmitglieder jedoch weitergehen.

Lindenberger: „Fühlen uns missbraucht“

Der Druck sei unerträglich geworden, sagte Noch-vorwärts-Parteichef Hans Lindenberger am Montag und unterschrieb seine Rücktrittserklärung aus dem Vorstand. Die Landtagsabgeordneten Andrea Krumschnabel, Josef Schett und Maria Zwölfer taten es ihm gleich.

Schett, Zwölfer, Lindenberger, Krumschnabel

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Die scheidenden Vorstandsmitglieder (Josef Schett, Maria Zwölfer, Hans Lindenberger, Andrea Krumschnabel) beim Unterschreiben ihrer Austrittserklärung.

Auslösend für den Schritt sei eine Intervention eines Wahlkampf-Finanziers gewesen, so Lindenberger. „Er wollte uns vorschreiben, wie die Generalversammlung abzuhalten sei! Das ist ein massiver Eingriff eines Bigspenders, der am Anfang immer betont hat, er habe keine Hintergedanken, sondern nur ideologische Ziele. Und dann schickt er uns am Samstagabend ein E-Mail und sagt, dass er an der Generalversammlung nicht nur teilnimmt, sondern sie auch rechtlich bekämpfen wird!“, so Lindenberger.

„Geldforderung sollte Druck machen“

Die Wahlkampfrechnung des Innsbrucker Unternehmers in der Höhe von rund 700.000 Euro sei auch gestellt worden, um Druck auszuüben, so Lindenberger. Der Unternehmer, angeblich ein Vertrauter von Anna Hosp und der Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), sei bis zum heutigen Tag nicht in der Lage gewesen, die Richtigkeit seiner Forderung durch Unterlagen zu belegen, erklärte Lindenberger. „Niemand hat das in Auftrag gegeben“.

Inzwischen brachte der Unternehmer, der Werbemittel für die Partei zur Verfügung stellte, bereits Klage gegen vorwärts Tirol ein. Aufgekommen war die Forderung des Wahlkampffinanziers just, als die Mandatare sich weigerten, zugunsten von Hosp auf ihre Sitze im Landtag zu verzichten - mehr dazu in Mandatsgerangel ist Zerreißprobe für vorwärts.

Oppitz und Hosp „intrigieren aus dem Hinterzimmer“

Das Pressegespräch nützten Lindenberger und seine Mitstreiter zu einer Abrechnung mit ihren innerparteilichen Widersachern, den Listengründerinnen Ex-Landesrätin Anna Hosp und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Anhand einer Fülle von dokumentierten Schriftsätzen und Unterlagen wollten sie den „unerhörten Druck“ aus der Ecke der „beiden Damen“ belegen, der in letzter Zeit das „Maß der Unerträglichkeit“ erreicht habe.

„Wir waren keine Christine-Partei, und auch keine Hans-Partei, keine Anna-Partei", so der ausgeschiedene Parteichef, sondern vorwärts Tirol und fühlen uns jetzt mit unseren Zielen missbraucht!“. Man sei hereingelegt worden und sollte weiter hereingelegt werden, sagte ein sichtlich frustrierter Lindenberger.

Schett, Zwölfer, Lindenberger, Krumschnabel

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Die vorwärts-Tirol-Landtagsabgeordneten wollen ihren Weg künftig ohne die Parteigründerinnen gehen.

Zwölfer: „Muss mich nicht ständig rechtfertigen!“

Auch Maria Zwölfer begründete ihren Austritt mit ihrer Enttäuschung. Eine Zusammenarbeit sei unter den aktuellen Bedingungen unmöglich. „Wir können uns nicht täglich oder wöchentlich ausrichten lassen, wie unfähig wir in unserer Position seien und welcher Mist da gebaut würde." Sie sei angetreten, um faire Politik zu machen, so Zwölfer, nicht, um sich permanent rechtfertigen und bei den Wählern entschuldigen zu müssen“, so die Lermooser Bürgermeisterin.

Abrechnung mit Gründerinnen

„Ich frage Anna und Christine: ’Wie könnt ihr das moralisch und politisch verantworten, was ihr da angestellt habt?“, erklärte Lindenberger erbost. Krumschnabel sprach vom „wahren Wesen der beiden Damen“, das sie leider erst nach der Landtagswahl kennengelernt habe.

Scharf attackiert wurde auch der inzwischen entlassene Geschäftsführer der Partei, der Klubobmann der Oppitz Plörer-Liste im Innsbrucker Gemeinderat, Lucas Krackl. Gegen diesen habe man inzwischen Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Die Buchhaltung sei „im Argen“ gelegen, Krackl habe das „Haus mit leeren Computern“ und gelöschten Mails verlassen, so Lindenberger.

Noch keine Reaktion der Beschuldigten

Christine Oppitz-Plörer sowie Anna Hosp konnten noch zu keiner Stellungnahme erreicht werden. Die oben angesprochene, ursprünglich für den 11. Juli 2013 anberaumte Generalversammlung der Partei wurde jedenfalls abgesagt.