Bozner Kaufleute fürchten Benkos Kaufhaus

Das für Bozen geplante 180-Millionen-Euro-Kaufhaus des Innsbruckers Rene Benko stößt bei den Bozner Kaufleuten auf harsche Kritik: Zu groß, zu teuer und politisch gepusht, heißt es. Aus dem Rathaus wird beschwichtigt: Noch sei nichts entschieden.

Auf dem Areal zwischen dem leicht heruntergekommen Hotal Alpi und dem desolaten Bahnhofspark in Bozen sollte nach der Idee von Immobilieninvestor Rene Benko und dem Stararchitekten David Chipperfield das neue Kaufhaus entstehen. 40.000 Quadratmeter Verkaufsflächen könnte es bieten, das sei gleich viel wie derzeit im gesamten Stadtzentrum vom Einzelhandel besetzt wird, sagten die Vertreter der Kaufleute am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Bozner Innenstadtkaufleute

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Die Bozner Innenstadtkaufleute bei ihrer Pressekonferenz am Freitag.

„Das können wir nicht verdauen“

„Das ist zuviel, das können wir nicht verdauen. Die gleiche Fläche besteht in der Altstadt, das würde eine Verdoppelung der Verkaufsfläche in Bozen bedeuten. Und das noch dazu in die Hand eines auswärtigen Monopolisten. Das kann nicht funktionieren.“, so Kaufleute-Sprecher Thomas Rizzolli.

Dass es kein heimischer Unternehmer ist, der das Kaufhaus baut, stört die Kaufleute. Im Bozner Rathaus hingegen argumentiert man, dass sich kein Südtiroler angeboten habe.

Das Viertel, wo das Kaufhaus geplant ist, sei mittlerweile sehr heruntergekommen und deshalb sei es eine „tiefergründige Überlegung wert“, ob man das Kaufhaus bauen lassen soll oder nicht, so der Bozner Vizebürgermeister Klaus Ladinser.

Fassade des geplanten Kaufhauses in Bozen

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Das von David Chipperfield geplante Kaufhaus.

Die Bozner Kaufleute sind sich sicher, dass Benkos Kaufhaus Kunden in die Innenstadt locken würde, nur sei es eben viel zu groß. Da bleibe für die Kaufleute in der Fußgängerzone nicht viel vom Kuchen. Besonders ärgert die Kaufleute, dass für das Projekt das Raumordnungsgesetz des Landes eigens abgeändert werden solle, um das Vorhaben zu beschleunigen.

„Eigener Raumordnungs-Passus“

„Es wird in der Presse schon von der Lex Benko gesprochen. Ich finde es schon eigenartig, dass man für einen auswärtigen privaten Investor einen eigenen Passus in die Landesraumordnung einfügt, um es ihm möglich zu machen, auf öffentlicher Fläche auszudehnen. Im Endeffekt kommt dann kein anderer mehr zum Zug, weil ihm gehört das Hotel Alpi, somit wird kein anderer die Möglichkeit haben, hier wirtschaftlich aktiv zu werden.“, ärgert sich Kaufleute-Sprecher Rizzolli.

Die Kritik ist auch gegen die Gemeinde gerichtet, doch der Vizebürgermeister verweist darauf, dass noch nix fix sei. Auch seien die Kaufleute sonst Profis in Sachen Lobbying, sagt Vizebürgermeister Ladinser: „Die Kaufleute sind sicherlich noch näher an der Landesgesetzgebung als die Gemeindeverwaltung. Seit Jahren bestimmen die Kaufleute über ihre Verbände die Gesetzgebung in Südtirol mit. Wenn bislang die Urbanistik nicht ihr Steckenpferd war, dann ist das ihre Sache. In diesem Fall geht es darum, auch größere Projekte möglich zu machen.“

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