Gerät kann Murengefahr erkennen

Ein Team von Wissenschaftlern testet derzeit im Oberland ein Gerät zur Murenfrühwarnung. Ein Hochfrequenzradar soll ungewöhnliche Sedimentbewegungen in einem Bachbett erkennen können und so die Frühwarnung vor Muren ermöglichen.

Wie kann man mögliche Hochwasser und drohende Folgen wie massive Murenabgänge im Vorhinein erkennen und mögliche Gefahren für Siedlungen abwenden? Diese Frage ist für Forscher nach den jüngsten folgenschweren Hochwasserereignissen unter anderem auch in Tirol aktueller denn je. In Grins bei Landeck wird erforscht, wie man mit technischen Hilfsmitteln Einblicke in die geomorphologischen Prozesse bekommt.

Abnormale Sedimentbewegungen werden registriert

Alpine Fließgewässer transportieren Sedimente, das sind Materialien angefangen von feinen Schwebstoffen über Sand und Schutt bis zu großformatigen Geröllbrocken. Diese Materialien können bei starkem Regen, der länger anhält, große Gefahren mit sich bringen. Daraus entstehende Schlamm- und Geröllmengen, gefährden ganze Ortsteile.

Johannes Hübl

ORF

Johannes Hübl

Professor Johannes Hübl von der Universität für Bodenkultur in Wien erforscht eine mögliche technische Abhilfe. Ein Hochfrequenzradar soll die Frühwarnung vor Muren ermöglichen. Es handle sich um ein Dopplerradar im Gigahertzbereich, das Bewegungen in den Sedimentmassen erkennen soll. Ein Gerät koste 80.000 bis 100.000 Euro, außerdem müsse man noch die Installationskosten an Ort und Stelle mitrechnen. Wenn man ein Menschenleben mit drei bis fünf Millionen Euro quantifiziere, wie es in der Schweiz geschehe, dann rentiere sich so ein Radar rasch.

Auf Bachbett ausgerichtetes Gerät

ORF

Das Gerät bei einem Bach in Grins

Finanziert wird das Projekt „SedAlp“ vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Es ist international organisiert, auch Forscher aus Deutschland, Italien, Slowenien und Frankreich sind beteiligt. Gefördert wird das Projekt auch vom österreichischen Verkehrsministerium.

Weitere Gefahr: Hangrutsche

Neben Muren sind auch Hangrutsche bei Starkregen eine drohende Gefahr für Häuser und Siedlungen. Manchmal lassen sich drohende Hangrutsche aber auch schon mit bloßem Auge erkennen. Der Tiroler Landesgeologe Gunther Heißel sagt, Alarmzeichen seien etwa Risse in einem Hang sowie Steine und Blöcke, die hinunterrollen. Wenn man so etwas beobachte, sei Gefahr in Verzug, und man solle den Bürgermeister verständigen, der wisse, wie die Alarmierungskette weitergehe. Den Gefahrenbereich solle man verlassen und sich in Häusern nur noch in abseitig gelegenen Räumen aufhalten.

Mure verlegt Weg zur Inzinger Alm

Zeitungsfoto.at

Eine riesige und unvorhersehbare Hangexplosion ereignete sich im August 2012 bei Inzing

Überraschende Hangexplosionen

Leider könnten Hangexplosionen nicht prognostiziert werden, sagt der Landesgeologe. Es könne zu plötzlichen Ereignissen kommen, wie sie in den letzten Tagen zahlreich stattgefunden hätten. Da gebe es keine Vorwarnung, wenn das passiere, sei man ohne Vorwarnung sehr gefährdet. So etwas war etwa vergangenes Jahr am 12. August auf dem Forstweg zur Inzinger Alm passiert: Ein etwa 70 Meter breiter Hangrutsch hatte ein Auto mit zwei jungen Menschen unter sich begraben, die beiden hatten keine Chance. Das Unglück ereignete sich bei schönstem Wetter, niemand hätte die Hangexplosion vorhersagen können, sagt Heißel.