Tiroler Bauern wechseln zu Milchhof Sterzing

195 Milchbauern aus dem Wipp- und Stubaital verlassen die größte österreichische Molkerei, Berglandmilch, und wechseln ab 2014 zum Südtiroler Milchhof Sterzing. Die Tirol Milch war mit der Berglandmilch fusioniert worden.

Ab dem 1. April 2014 werden die Bauern den Milchhof Sterzing beliefern. Das wurde bei einer Pressekonferenz in Sterzing angekündigt. Man werde die Verträge mit der Berglandmich kündigen und die Bauern „geschlossen zum Beitritt“ zum Milchhof Sterzing bringen, erklärte der Sprecher der Milchbauern des Wipptales, der frühere Agrarlandesrat Anton Steixner (ÖVP). Die größte heimische Molkerei, die österreichische Berglandmilch, hat 2010 die Tirol Milch übernommen.

„Gesamttirolerische“ Lösung

Für Steixner ist das ein „unglaublich toller Tag“. Er habe bereits vor vielen Jahren versucht, diese Partnerschaft umzusetzen. Der frühere Bauernbundchef galt im Jahr 2010 als Kritiker der Übernahme der Tirol Milch durch die Berglandmilch. „Ich habe die Fusion nicht nur mit Freude gesehen“, sagte er rückblickend. Denn schließlich sei dadurch die Marke Tirol Milch aus der Hand gegeben worden. Die jetzige Zusammenarbeit einer Nordtiroler Region mit den Südtirolern in diesem Bereich sehe er auch „gesamttirolerisch“.

Zwölf Cent mehr pro Liter

Die Südtiroler hätten laut Steixner beim Milchpreis immer versucht, stabil zu bleiben, während in Österreich ein Milchpreis bezahlt werde, mit dem die Bergbauern auf Dauer nicht überleben könnten. Der Milchhof Sterzing bezahle um rund zwölf Cent pro Liter mehr als die Berglandmilch. Diese entrichte derzeit 40,6 Cent für einen Liter Milch an ihre 4.100 Lieferanten in Tirol. Zudem spreche auch der Transportweg von 15 bis 40 Kilometer für diese Lösung. Die Bauern, die eine eigene Liefergenossenschaft gründen werden, beteiligen sich mit rund 8,4 Millionen Kilogramm Milch an der Südtiroler Genossenschaft. Steixner erklärte, dass man die Landwirte im Sommer von der Mengenbegrenzung befreien werde, um den Milchhof Sterzing mit einer hohen Menge beliefern zu können.

140 Molkereimitarbeiter in Sterzing

Das Jahr 2012 war für die Genossenschaft Milchhof Sterzing laut eigenen Angaben ein Rekordjahr. Insgesamt seien 51,5 Mio. Kilogramm Milch verarbeitet worden. Die Nettoumsätze konnten auf über 70 Mio. Euro gesteigert werden. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 erwirtschaftete die Genossenschaft laut Direktor Günther Seidner noch rund 15 Mio. Euro. Der Milchhof Sterzing, der 140 Mitarbeiter beschäftigt, hat derzeit rund 485 Mitglieder. Diese liefern täglich an die 130.000 Liter Milch. Die gesamte von den Genossenschaftsmitgliedern gelieferte Milch wurde im Milchof verarbeitet, zuletzt musste auch Milch für die Verarbeitung zugeliefert werden.

Lindner: „Keine Tiroler Alternative“

Der Obmann der Tirol Mich, Stefan Lindner, bedauert den Wechsel der rund 200 Milchbauern. Auch wenn es sich nur um 2-3 Prozent der gesamten von Tirol-Milch-Bauern erzeugten Milch handle, ist es um jeden Betrieb schade, den wir verlieren, so Lindner gegenüber tirol.ORF.at.

Für ihn persönlich stelle der Wechsel nach Sterzing keine Tiroler Alternative dar, weil die Wertschöpfung nicht mehr im Land bleibe. Zudem handle es sich dabei um ein Minderheiten-Programm einiger Bauern, so Lindner. Zu hinterfragen sei zudem, ob unterm Strich wirklich 12 Cent pro Liter mehr übrig bleiben.