Kontroverse um Frei.Wild-Konzert

Am Samstagabend soll in Kufstein die Südtiroler Band Frei.Wild auftreten. Die Band ist umstritten, weil ihre Akzeptanz in der rechtsextremen Szene hoch ist. Frei.Wild selbst distanziert sich von Rechtsextremismus.

Das Konzert auf der Kufsteiner Festung ist ausverkauft. 4.000 Besucher werden beim Konzert der Band erwartet.

Die Band ist umstritten. Der Sänger der Band war in der Vergangenheit Mitglied einer rechtsextremen Gruppe. Seiner Rockband wird vorgeworfen, rechte Gesinnung zu verbreiten. Deshalb wurde sie unter anderem beim deutschen Musikpreis Echo ausgeschlossen - mehr dazu in Echo: Südtiroler Band Frei.Wild ausgeschlossen. In Wels in Oberösterreich wurde der Gruppe erst gar keine Halle für ein geplantes Konzert zur Verfügung gestellt. In Kufstein dürfen sie am kommenden Samstag auftreten.

Verstärkter Ordnerdienst bei Konzert in Kufstein

Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel sagt, er sei zwar kein Fan dieser Gruppe, doch er könne nicht einfach ein Verbot aussprechen. Bei einem Gespräch mit der Polizei und der Bezirkshauptmannschaft habe man ein Sicherheitskonzept erarbeitet. Verstärkte Ordnerdienste sollen Samstagabend auf der Festung für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

„Kommerzialisierte Akzeptanz in rechter Szene“

Die Zeithistorikerin Eva Pfanzelter an der Universität Innsbruck war Dienstagabend Gast bei einer Diskussion der Grünen Bildungswerkstatt in Kufstein zum Thema. Die Aussagen der Band seien nicht eindeutig rechtsextrem oder fremdenfeindlich, erklärt die Wissenschafterin. Textzeilen wie „Kreuze werden aus Schulen entfernt, aus Respekt vor den andersgläubigen Kindern“ oder „Keine Gefangenen gemacht/Wir haben gesoffen und geboxt, standen oft vorm Richter/Keine Reue, haben darüber gelacht“ bedienten die rechte Szene ebenso wie die Sauflieder und das vermittelte Frauenbild. Es sei die Verbindung aus nebulösen Andeutungen, Bildsujets und Codes (wie Frakturschrift, Adler, Totenköpfe…) und vieles andere, die Akzeptanz in der rechten Szene schaffen würden und die Band auffällig machten.

Auftritte der Band zu untersagen, begrüsst Pfanzelter nicht. Vielmehr sollten die Konzerte Anlass für Aufklärung von Jugendlichen dienen.

Strategie der Neuen Rechten?

Natascha Strobl berichtet in einem Gastkommentar im „Standard“ über das „Bekenntnis der Band ‚gegen jede Form von Extremismus zu sein‘. Bekräftigend fügen sie noch an, wie sehr sie ‚Faschisten und Nationalsozialsten‘ hassen.“ Genau das ist aber für die Autorin bemerkenswert. „Dies ist eine beliebte Strategie, die mit der Neuen Rechten aufgekommen ist“, so Strobl. Die Neue Rechte würde sich von einer „alten, offen nationalsozialistischen Rechten“ abgrenzen. Die Protagonisten würden sich wahlweise als unpolitisch oder als „Mitte“ der Gesellschaft sehen.

Statt Verbot Diskussion

Thomas Rammerstorfer vom Kulturverein Wels gegen rechtsextreme Jugendkultur und Musik hält auf Einladung der Jungen Grünen am Freitag ebenfalls aus Anlass des Konzertes einen Vortrag in Kufstein. Er sagt: „Frei.Wild hat rechtskonservative, deutschnationale, mitunter gewaltverherrlichende Texte... Allerdings halte ich ihre Distanzierung vom Neonazismus für glaubwürdig.“ Und weiter sagt Rammerstorfer, ähnlich wie die Innsbrucker Zeithistorikerin: „Ich bin keineswegs der Meinung, dass man diese Konzerte verbieten sollte. Vielmehr sollte man sie zum Anlass nehmen, den Vormarsch rechter und konservativer Ansichten gerade bei österreichischen Jugendlichen zu thematisieren und zu diskutieren.“