Mandatsgerangel ist Zerreißprobe für vorwärts

Zwei Tage nach der Wahl gibt es bei vorwärts Tirol massive interne Differenzen. Um Anna Hosp trotz verpasstem Mandat in den Landtag zu bringen, sollten andere Kandidaten verzichten. Christine Oppitz-Plörer hält sich auffällig heraus.

Laut Wahlergebnis und Listenreihung wären Hans Lindenberger, Maria Zwölfer, Andrea Krumschnabel und Josef Schett die vorwärts-Mandatare im Landtag. Anna Hosp kommt bei dieser Rechnung nicht zum Zug, sie hat im Außerfern kein Grundmandat geschafft - mehr dazu in Landtag: Zwei ÖVP-Bündechefs abgewählt.

Maria Zwölfer, Platz zwei vorwärts Tirol

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Maria Zwölfer: „Ich bin keine Platzhalterin!“

Zwölfer: „Druck kam auch von Opppitz“

Dieses verpasste Mandat für Hosp wurde ab Montag zur Zerreißprobe für vorwärts Tirol. Listenzweite Maria Zwölfer berichtete im ORF-Interview, dass auch ihr nahegelegt worden sei, auf ihr Mandat zugunsten von Anna Hosp zu verzichten. Druck in diese Richtung sei auch von der vorwärts-Mitgründerin Christine Oppitz-Plörer, der Innsbrucker Bürgermeisterin, gekommen.

„In der Diskussion haben einige unseren Verzicht gefordert, darunter war auch die Bürgermeisterin Oppitz-Plörer“, sagte Maria Zwölfer im Interview. „Es hieß, die besten sollten zum Zug kommen, damit war Anna Hosp gemeint.“ Alle vier Kandidatinnen und Kandidaten, die vor Hosp auf der Liste gereiht sind, seien einzeln befragt worden.

Vorzugsstimmen-Wahlkampf war „nicht ausgemacht“

In Hinblick auf Hosps Verweis auf ihre erreichten Vorzugsstimmen (s.u.) sagte Zwölfer, dass ein Vorzugsstimmen-Wahlkampf nicht ausgemacht gewesen sei. Wenn man ihn dennoch führe, brauche es zum Vorrücken auf jeden Fall das Erreichen der Wahlzahl. Sie stehe auf Platz zwei der Landesliste, sagte Zwölfer, und werde ihr Mandat auch annehmen. Alles andere hätte mit dem Motto der Bewegung – „fair“ – nichts zu tun.

Vorwärts Tirol Kandidatin; Krumschnabel Andrea

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Andrea Krumschnabel: „Schon der Gedanke überrascht.“

Auch Krumschnabel bleibt

„Wir vier Mandatare sind uns einig, es gibt keinen Verzicht“, sagte auch Andrea Krumschnabel, deren Ehemann für eine Freie Liste Bürgermeister in Kufstein ist.

Das Ergebnis sei ein demokratischer Prozess, deshalb sei man auch „überrascht“ gewesen, dass ein Verzicht überhaupt angedacht worden sei. „Wir werden die Mandate behalten und ausüben“, betonte Krumschnabel. Dies sei auch „der Wählerwille“.

Lindenberger: „Gebe niemandem Verhalten vor“

Vorwärts-Spitzenkandidat Hans Lindenberger hielt sich im ORF-Interview aus dem Konflikt heraus.

Hans Lindenberger, Spitzenkandidat vorwärts Tirol

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Hans Lindenberger

„Es gibt vier Mandate und es steht jedem frei, zu verzichten oder nicht.“ Er greife nicht in persönliche Entscheidungen ein, sagte Lindenberger. Er selbst sei nicht zum Verzicht aufgefordert worden, der Fall sei erledigt.

Auf die Frage, ob die Vorgangsweise „fair“ sei, sagte Lindenberger, vorwärts habe mehr als 100 Kandidatinnen und Kadidaten, er wolle niemandem etwas ausrichten.

Hosp verweist auf ihr gutes Ergebnis

Anna Hosp selbst verwies Dienstagnachmittag auf ihr gutes Abschneiden. Sie selbst habe über 5.500 Vorzugsstimmen erhalten, im Bezirk Reutte hätten knapp 5.000 Menschen für vorwärts Tirol gestimmt. Dies sei mit Abstand das beste Ergebnis im Außerfern, so Hosp in einer schriftlichen Stellungnahme.

Eine Abkehr von vorwärts Tirol stehe nicht zur Diskussion, so Hosp. Sie werde den Wählerauftrag „mit oder ohne Mandat“ wahrnehmen und für Reutte und Tirol arbeiten. Zur Diskussion über ihren verhinderten Einzug in den Landtag nahm Hosp in der Aussendung nicht Stellung.

Oppitz-Plörer: „Ich richte niemandem was aus!“

Vorwärts Tirol Mitgründerin Christine Oppitz-Plörer gab sich am Dienstag auffallend defensiv und spielte die Brisanz des Konfliktes herunter.

Christine Oppitz-Plörer

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Christine Oppitz-Plörer

„Ich richte jetzt weder dem einen noch dem anderen etwas aus. Den Rahmen kennen alle, aber ich bin weit davon entfernt und will aus Überzeugung nicht sagen ’Der muss das tun und der muss das tun!‘.“

Keine Rede mehr vom Rückzug

Noch am Montag hatte es gerüchtehalber geheißen, Christine Oppitz-Plörer steige bei vorwärts aus. Am Dienstag war davon keine Rede mehr. Sie sehe keinen Grund dafür, sagte Oppitz-Plörer am Dienstag. Die Diskussionen, die jetzt geführt würden, müssten in einer jungen Bewegung möglich und erlaubt sein.

„Ich würde mir ja ganz schön die Zunge verbrennen, wenn ich sage, ‚Der soll dieses oder jenes tun‘. Ich bin zwar die Geburtshelferin dieser Bewegung, aber nicht Taufgöd!“

Für Platter die Friedenspfeife ausgepackt

Als Innsbrucker Bürgermeisterin hat Oppitz-Plörer verbal Landeshauptmann Günther Platter die Hand gereicht. Platter habe ein achtbares Ergebnis erzielt und als Bürgermeisterin werde sie mit ihm als Landeshauptmann die Zusammenarbeit suchen. Als Koalitions-Annäherung der Liste vorwärts sei das aber keinesfalls zu interpretieren, sagte Oppitz-Plörer - diese beiden Dinge müsse man ganz klar trennen.

Landeshauptmann Günther Platter verwies in einer Replik darauf auf die Zusammenarbeit mit der Stadt Innsbruck. Diese sei „korrekt und sachlich“, so der Landeshauptmann.

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