Experten: Mehrere Gründe für ÖVP-Ergebnis

Dass die ÖVP bei der Landtagswahl ihre Mandatszahl gehalten hat, hat laut Meinungsforschern zwei Gründe: erstens die Streitereien beim Team Stronach (TS), zweitens die „Warnung vor italienischen Verhältnissen“ in den letzten Wochen vor der Wahl.

Dass Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) vor „italienischen Verhältnissen“ gewarnt hatte, dürfte der Volkspartei noch einmal einen „Schub“ gebracht haben, sagte etwa Peter Hajek (Public Opinion Strategies) gegenüber der APA. Diese ÖVP-Strategie hatte auch zu Kritik geführt - mehr dazu in Proteste aus Italien gegen ÖVP-Kampagne.

Viele Umfragen entstanden vor Stronach-Streit

David Pfarrhofer, dessen Institut market die ÖVP Ende März noch bei nur 36 Prozent gesehen hatte, erklärte das schließlich doch bessere Ergebnis für Platter von 39,6 Prozent mit mehreren Faktoren: Erstens war zum Zeitpunkt der meisten Umfrageerhebungen der Streit innerhalb des TS noch nicht ausgebrochen - nach den Querelen sei dann klar gewesen, dass dies der neuen Partei schaden und der ÖVP nützen wird - darauf hatte er kurz vor der Wahl auch hingewiesen.

Außerdem verwies auch Pfarrhofer auf die Strategie der Volkspartei, die angesichts der Listenvielfalt vor „italienischen Verhältnissen“ - also der Unregierbarkeit des Landes - gewarnt hatte. Dieser Zug sei aus ÖVP-Sicht „sicherlich nicht ganz schlecht“ gewesen, so der Experte. Darüber hinaus sieht Pfarrhofer auch die starken Verluste der Liste Fritz als einen der Gründe für den unerwartet hohen Stimmenanteil der ÖVP. „Die Volkspartei hat von der guten Arbeit in den letzten Wochen und von der Schwäche der kleinen Parteien profitiert, vor allem jene des Teams Stronach“, so Pfarrhofer.

Beweglichere Wähler, teurere Prognosen

Hajek, dessen Institut selbst keine Umfragen zu Tirol erhoben hatte, verwies auf grundsätzliche Probleme der Demoskopie: Die Wählerschaft werde immer volatiler, daher müsse man größere Samples bei den Umfragen nehmen als gemeinhin üblich, was aber auch höhere Kosten zur Folge hat.

Aber auch er glaubt, dass es „in den letzten ein bis zwei Wochen einen Drive für die ÖVP gegeben hat“. Neben dem Verweis auf die italienischen Verhältnisse durch Platter habe der ÖVP auch ihr „Wahnsinnsnetzwerk“ geholfen, auf das sie zwecks Mobilisierung nach wie vor zurückgreifen könne. Zusätzlich zur „Selbstauflösung Stronachs“ habe auch geholfen, dass die FPÖ trotzdem Stimmen verlor. Darüber hinaus habe auch vorwärts Tirol nicht so reüssieren können wie angenommen. „Die Schwäche der anderen war auch die Stärke der ÖVP“, so auch das Urteil Hajeks.

Trend zu uncharismatischem Politikarbeiter

Der Meinungsforscher ortet überhaupt einen Schwenk der Wähler zu pragmatischen Politikertypen hin: „Es bricht irgendwie das Zeitalter der redlichen, wenig strahlenden Pragmatiker an“, so Hajek mit Verweis auf die Wahlerfolge von Peter Kaiser (SPÖ) in Kärnten und Platter in Tirol. Vielleicht habe daher ja auch Salzburgs ÖVP-Chef Wilfried Haslauer bei der Landtagswahl am kommenden Sonntag „wirklich seine Chancen“, meinte der Experte.

Einen direkten Effekt der Tiroler Wahl auf den Salzburger Urnengang Ende dieser Woche sehen die Experten aber nicht. Laut Hajek könne das Ergebnis am ehesten die Funktionäre motivieren, weniger die Wähler. Die Themen seien auch ganz andere, betonte auch Pfarrhofer. Er glaube nicht, dass die Ausgangslage für die ÖVP durch das Abschneiden Platters in Salzburg nun deutlich besser geworden ist.

Forscher bei Salzburg-Wahl vorsichtig

Zum Ausgang der Salzburger Wahl halten sich die Experten bedeckt. Aus heutiger Sicht könne man nicht sagen, ob SPÖ oder ÖVP vorne liegen werden, so Hajek. Das bedeute aber nicht, dass der Abstand am Ende denkbar knapp sein muss. Umfragen hatten zuletzt auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Haslauer und Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) hingedeutet.

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